Vorhin Vorbeigerauscht: „MOL Tribute“ 🇲🇭

Lasst den Dicken doch mal bitte vorbei! Foto: (c) waw 2020

Es sieht schon etwas monströs aus, wenn so ein dicker Pott am Baurs Park vorbeirauscht. So wie hier die MOL Tribute, eines der größten Containerschiffe der Welt. Die MOL Tribute fährt unter der Flagge Marschallinseln im Auftrag von The Ocean Network Express (ONE), einer Containerreederei aus Singapur, die aus Japan gesteuert wird.

Die Ausmaße des Giganten sind enorm: Fast 400 Meter Länge – das entspricht dem Umfang von mehr als drei Fußballfeldern. Und würde man die maximale Ladung von 20.146 Containern der Länge nach aneinanderreihen, müsste man auf der Autobahn bei Normaltempo weit über zwei Stunden lang daran vorbeifahren.

Den Rekord als längstes und tragfähigstes Containerschiff des Planeten musste die MOL Tribute aber schon kurz nach ihrer Indienststellung 2017 abgeben – an die MSC Gülsün der Schweizer Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC), die sogar 23.500 Stahlboxen buckeln kann.

Dennoch ist die MOL Tribute ein Weltrekordhalter: Am 11. Februar 2019 schaffte es die Stauerei im Hafen von Singapur 19.100 Standardcontainer an Bord zu hieven – mehr hat noch kein Schiff in der Menschheitsgeschichte transportiert. Um das zu schaffen, war ein komplexes Computerprogramm nötig, damit jeder Container an den richtigen Platz kam.

Nicht jeder an der Küste findet den Größenwettbewerb auf See toll, insbesondere nicht in Hamburg. Während Reedereien argumentieren, große Schiffe brächten günstige Frachtpreise, sprechen Kritiker von einer „Spirale des Wahnsinns“. Nicht nur die Länge, auch die Breite von 59 Metern wie bei der MOL Tribute erfordert bei Revierfahrten auf der Elbe und beim Bugsieren im Hafen enormes Fingerspitzengefühl von Lotsen, Kapitän und Schleppercrews. So könne die Elbe bei einer Havarie komplett blockiert werden.

Auch der MOL Tribute wurde das in Hamburg tatsächlich schon fast zum Verhängnis: Ausgerechnet bei der Jungfernfahrt am 1. September 2017 musste der Kapitän im Hamburger Hafen vor Waltershof blitzartig eine Notankerung veranlassen. Denn der Containerriese war trotz Schlepperhilfe drauf und dran, am Burchardkai liegende Schiffe zu rammen.

Dennoch: Der Trend zu größeren Schiffen geht weiter, auch wenn selbst dem Hamburger Senat diese Schiffsgiganten unheimlich sind…

„Jetzt sollte es mit dem Wachstum vorbei sein, am liebsten würden wir es stoppen.“

Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) 

Zurück zur MOL Tribute: Die gehört zu einer Baureihe fünf weiterer gleichartiger Schiffe der japanischen Reederei Mitsui O.S.K. Lines, einer Mitbegründerin des heutigen Auftraggebers ONE. Uns Spaziergängern an Land bleibt indessen nur Staunen übrig, wenn wieder so eine Riesenstahlwand an uns vorbeigleitet.

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