Nachdem der Blues-Musiker Holly Holwas in den 1970ern von der DDR-Nomenklatura ein Auftrittsverbot für seine ‘verderbliche’ Musik erhielt, fand er Unterschlupf bei Pastor Rainer Eppelmann in der Samariterkirche Berlin-Friedrichshain. Hier durfte er auftreten, allerdings nur im Gottesdienst. Denn in gottesdienstlichen Dingen durfte der Staat auch in der DDR den Kirchen nicht reinreden. Aus der Not wurde eine Tugend. Bald strömten Tausende zu den Blues-Messen, die neben der Musik, Gebeten und Fürbitten auch Schauspiel und Debatte boten. Undenkbares durfte auf einmal auch gesagt und ausprobiert werden.
Der Gottesdienst wurde zum Geburtsort von Mitbestimmung und Demokratie, sehr zum Ärger der Staatsautoritäten. Mit aller Macht versuchten sie nachzuweisen, dass diese Gottesdienste gar keine richtigen Gottesdienste seien. Da verwandelten sich Stasi-Beamte in Hüter der lutherischen Orthodoxie. Viele von denen, die mit den Blues-Messen groß wurden, waren später tragende Akteure der friedlichen Revolution, als am 9. November 1989 die Mauer fiel und Freiheit und Demokratie den Sieg davontrugen. Die Blues-Messen waren somit Orte des Widerstands im Namen der Freiheit: „Gott ist Geist; wo aber der Geist Gottes ist, da ist Freiheit”. 2. Kor 3,17.
Die Bilder von damals berühren bis heute, zumal Demokratie und Freiheit weltweit wieder unter Druck geraten. Grund genug, den Blues im Gottesdienst wieder laut werden zu lassen und die Freiheit zu feiern: am 9. November mit Musik und mit Bildern des Malers Alexander Dettmar, der von Mai an im alten Fischerhaus sein Atelier aufgeschlagen hatte. Wir eröffnen seine Ausstellung „Treppen und Träume” im Anschluss an den Gottesdienst im Gemeindehaus.
Dazu gesellt sich der Predigttext mit Jesu Gebot der Feindesliebe aus der Feldpredigt in Lukas 6.
Das rockt die Hütte, oder besser: die Kirche – Give me the Blues!
Die Blues-Messe gestalten Jessy Martens (Vocals), Daniel Stickan
(Orgel und Piano), Daniel Hirth (Gitarre) und Pastor Frank Engelbrecht.
