Claudia Krüger ist Director People & Culture des Vier Jahreszeiten Hotels am Jungfernstieg. Die Personalleiterin sieht ihre Aufgabe für die rund 350 Mitarbeitenden vor allem als kulturprägend an. Zur besonderen Arbeitskultur im Haus tragen auch ganz einzigartige Menschen bei, von denen sie uns erzählt hat:
Mit Jule hat alles angefangen. Und das hat vieles im Haus verändert. „Der Umgang mit Menschen mit Behinderung wurde bei uns normal“, erklärt Claudia Krüger. Und sie sagt auch: „Die Arbeit mit ihr, hat etwas bei und mit uns allen gemacht. Sie sieht die Dinge oft aus einer anderen Perspektive, ist sehr ehrlich, sie sagt, was sie denkt. Manchmal braucht sie länger, um mit neuen Situationen und Menschen warm zu werden. Aber meist ist Jule sehr fröhlich und zufrieden. Das ist ansteckend.“
Die damals 21-Jährige ist über ein Praktikum ins Hotel gekommen, anfangs begleitet von zwei Betreuern der Alsterarbeit. Doch während des Praktikums im Einkauf reichte schnell ein Betreuer aus, als sie sich dem Team zugehörig gefühlt hat. Nach zwei Jahren wurde sie 2013 in eine Festanstellung übernommen. Heute ist Jule 35 Jahre alt, sehr selbstständig und weiterhin im Einkaufsteam: „Ich denke, das Umfeld und ihr Job haben ihr dabei entscheidend geholfen.“
Das Wollen entscheidet
Der Kontakt kam über den damaligen Einkaufsleiter des Hotels zustande – und das Team stand von Anfang an hinter der Entscheidung, Jule als festes Teammitglied aufzunehmen. „Das Wollen ist wichtig, keiner in unserem Haus ist speziell dafür ausgebildet, mit Menschen mit Behinderung zu arbeiten. Das braucht man aber auch nicht, man muss sich nur trauen. Natürlich gab es anfangs Berührungsängste, aber die sind meist unbegründet. Und ja, die Einarbeitungszeit ist länger, genau wie der Betreuungsaufwand, aber wir sind sehr froh, gemeinsam mit ihr den Weg gegangen zu sein“, schildert Claudia Krüger ihre Erfahrungen. Und lobt die Zusammenarbeit mit Alsterarbeit: „In Hamburg ist das toll geregelt, finde ich.“
Einstieg über ein Praktikum
Außer Jule haben mittlerweile auch Taylor Ann, Anais und Paul mit ihren jeweiligen Beeinträchtigungen ihren Weg im Hotel gemacht. „Dafür gibt es auch bei uns kein Patentrezept. Wir schauen immer auf die jeweilige Persönlichkeit, es muss für die Person und das Team passen. Ein Praktikum ist ein guter Einstieg, um zu schauen, ob es allen gefällt“, erklärt Claudia Krüger.
Paul ist sehr kreativ, fertigt in seiner Freizeit Schmuck hat. Im Hotel hat er ein Praktikum in der Technik absolviert, was seinen handwerklichen Begabungen sehr entgegen kam. Mittlerweile arbeitet er zwei Tage im Hotel, einen Tag in der Floristik, einen Tag unterstützt er tatkräftig mit viel Engagement die Malerin.
Taylor Ann kam über die Anfrage der Hamburger Arbeitsassistenz ins Vier Jahreszeiten. Sie wollte von Anfang an gerne in die Floristik. „Auch das haben wir über ein Praktikum möglich gemacht. Mittlerweile ist sie seit zehn Jahren dabei. Das Team war von Anfang an involviert, denn das muss sich dem etwas höheren Betreuungsaufwand bewusst sein“, erklärt Claudia Krüger. „Generell finde ich aber, ein Praktikum kann man immer möglich machen. Wir hatten darüber hinaus sicher das Glück, dass es bei uns menschlich immer gepasst hat.“
Öfter mal eine Premiere
Eine solche Erfolgsgeschichte hat auch Anais erlebt – und hat dabei viel Pionierarbeit geleistet. Sie kam über ein Schülerpraktikum an die Alster. „Anais hatte von Anfang an bewundernswert klare Vorstellungen. Sie wollte in den Service und in die Küche. Ihre erste Frage an mich war, ob wir schon jemals eine Praktikantin mit Behinderung hatten. Diese Direktheit fand ich toll.“ Das Praktikum hat ihr so viel Spaß gemacht, dass sie nach der Schule im Hotel eine Ausbildung machen wollte. Ihr Ziel: eine Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe. Seit einem Jahr ist sie nun schon Auszubildende in der Küche. „Für mich ist immer wieder schön zu sehen, wie fürsorglich alle anderen Azubis und das Küchenteam mit ihr umgehen. Sie will behandelt werden wie alle anderen, und das machen wir auch. Nur die Schule ist natürlich etwas schwerer für sie.“ Die kürzlich absolvierte Zwischenprüfung hat bestand sie erfolgreich. Und: Auch für die Berufsschule ist Anais eine Premiere. Dort hat die 19-Jährige auch eine Betreuerin.
Der Mensch zählt
Das Fazit der engagierten Personalerin: „Alle unsere Kollegen und Kolleginnen mit Behinderung sind ein absoluter Mehrwert für das Teamgefüge hier im Hotel. Und passen damit zu unserer Kultur: Denn bei uns zählt immer der Mensch.“
Claudia Krüger, Director People & Culture
Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg
Neuer Jungfernstieg 9 – 14 / 20354 Hamburg | 040 3494 3400
Claudia.Krueger@fairmont.com
www.hvj.de
Zur Person:

Hotel ist ihr Leben:
Claudia Krüger hat ihre Karriere mit einer Ausbildung im Kurhotel in Schleswig-Holstein begonnen, war viel im Ausland, hat ihren Hotelbetriebswirt gemacht.
Seit 2003 ist sie im Vier Jahreszeiten in Hamburg. 2012 hat sie dort den Bereich Personal übernommen, aber nicht ohne einen berufsbegleitenden Bachelor für Personalwesen zu machen.
Ihr Wissen über menschliches Verhalten und Kommunikation hat sie vor zwei Jahren noch mit einer Ausbildung als systemische Beraterin in Transaktionsanalyse erweitert.
Gemeinsam mit ihrem Team aus fünf Mitarbeitenden ist sie Ansprechpartner für rund 350 Kolleginnen und Kollegen, 55 davon sind Auszubildende und Dual Studierende.
Sabine Müntze


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