In der Bahnhofstraße in Wedel befindet sich ein besonderes Arbeitsprojekt für Menschen mit Behinderung: Die Wedelei – mit Café, Kreativwerkstatt und Büroarbeitsplätzen. Seit letztem Jahr gibt es dort auch einen Paketshop. All das sorgt für regen Besuch und Austausch. Genau das war der Plan.

Die Tische des Cafés sind bei unserem Besuch in der Wedelei gut besucht, die Kaffeespezialitäten sind sehr lecker, genau wie der selbstgebackene Kuchen und der Keks, der zum Kaffee gereicht wird. Und es gibt noch so viel mehr zu entdecken auf der großen Loftfläche:
Wer möchte, kann in der Second-Hand-Bücherecke stöbern, oder in einem der 30 vermieteten Regale des Shop-in-Shop-Konzepts fündig werden. Dort bieten kreative Aussteller:innen Schmuck, Kerzen, Genähtes, Gestricktes, Gemaltes und viel Dekoratives aus Holz und Papier. Aber auch die Beschäftigen der Wedelei selbst stellen ihre Produkte aus der eigenen Kreativwerkstatt aus. „Mit diesem bunten Angebot sorgen wir für viel Leben in unseren Räumen. So sind wir sichtbar – und genau das war unser Plan mit diesem Arbeitsprojekt für Menschen, die unterstützte Arbeitsplätze suchen. Und unsere Beschäftigen haben direkten Kontakt mit unseren Kunden“, erklärt die Diplom-Pädagogin Danja Kahlert, die das Projekt gemeinsam mit Tanja Richters ins Leben gerufen hat. Besonderes Augenmerk hat dabei das Thema Buchspenden: „Das haben wir während Corona von der Haspa übernommen. Wir nehmen wirklich alle Bücher an, verkaufen sie, wenn möglich – auch in unserem Onlineshop. Andere werden zu schönen neuen Produkten, die wir dann im Shop oder bei Etsy verkaufen.“ Ob Waren verpacken und versenden, Bücher und Medien sortieren, beim Verkauf im Shop oder im Laden helfen, Regale auffüllen, kassieren oder Geschenkartikel herstellen – für all das sind die aktuell 16 Beschäftigen der Wedelei zuständig.

Mehr Möglichkeiten

Möglich geworden ist dieses Projekt mit seinen unterstützten Arbeitsplätzen erst, seit 2016 das Bundesteilhabegesetz geändert wurde. Seitdem können auch neue, kleine, individuelle Konzepte wie die Wedelei Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung anbieten. Weg von den großen, dezentralen Werkstätten. „Wir hatten beide langjährige Erfahrung in der Arbeit für und mit behinderten Menschen, die Idee eines kleinen Projekts mitten im Leben hat uns sofort begeistert. Die Unterstützung des Fachdienstes Teilhabe im Kreis Pinneberg für unser Projekt war auch sofort da“, erinnert sich Danja Kahlert. 2020 haben die beiden Frauen dann mit den konkreten Planungen begonnen, eine gemeinnützige GmbH gegründet und einen Gründerkredit beantragt. „Ich vergleiche das immer mit einem Restaurant. Erst muss man einen Laden mieten, Personal finden, die Küche bestücken – und dann wartet man auf Gäste.“ So war es auch mit der Wedelei. Im März 2021 war das Loft im ersten Stock in der Bahnhofstraße 36 in Wedel angemietet, im Oktober kamen die ersten Beschäftigten. Und auch erst da gab es das erste Geld. „Wir hatten schon mal zwei Wochen schlaflose Nächte, aber bereut haben wir es nie“, so Danja Kahlert.

Erfolgreich angekommen

Und der Erfolg gibt ihnen und ihrem Konzept der offenen Tür recht. Mittlerweile brauchen sie auch keine Werbung mehr, damit der Laden läuft. Die Wedelei und ihre Beschäftigten sind angekommen. Mitten im Leben.

Schaut mal vorbei:

Wedel ist zu weit?
Die kreativen Produkte aus der eigenen Werkstatt der Wedelei kann man seit 2024 auch auf der Verkaufsplattform Etsy erwerben. LINK

Kontakt:
Die Wedelei gGmbH

Danja Kahlert, Tanja Richters
Bahnhofstr. 36, 22880 Wedel

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9 bis 16 Uhr.
Telefon: +49 (0)4103 96 71 973 | E-Mail: die-wedelei@web.de

Sabine Müntze