Eine Meldung der Gemeinschaft St. Egidio | info@santegidio.de. Überall ist von den Flüchtlingen, von Abschiebungen die Rede. Es gibt aber auch die andere „Rede“, bzw. eine andere Aktivität: Die Idee des „humanitären Korridors“ wird in einem Link vorgestellt und zeigt das Engagement der Gemeindeschaft.
Sie schreiben:
Vor zehn Jahren erschütterte das Bild des dreijährigen toten Syrers Alan Kurdi am Strand viele Menschen und löste eine große Betroffenheit und Hilfsbereitschaft für Geflüchtete aus.
Seitdem hat sich die Lage vollkommen gewandelt: Grenzen werden geschlossen, Zäune errichtet, Abschiebungen verstärkt durchgeführt. Die Aufnahme von Migranten darf nicht gegen die Sorge um die eigenen Probleme ausgespielt werden. Abschottung darf nicht zum Leitwort werden.
Dabei ist das Leid der Flüchtlinge um vieles dramatischer geworden, auch aufgrund der zunehmenden Kriege. Das Bild des toten Kindes am Strand wie die Bilder der vielen anderen Kinder, die unschuldige Opfer der zu vielen blutigen Konflikte auf unserem Planeten werden, muss uns heute erneut aufrütteln: Wir dürfen nicht gleichgültig bleiben. Hierzu gehört auch, dass die deutschen Zusagen an die afghanischen Hilfskräfte unverzüglich umgesetzt werden, die schon zu lange warten und von Verhaftung oder sogar Zurückweisung bedroht sind, was ihr Leben gefährden würde. Die Familienzusammenführungen müssen weiter ermöglicht werden, das ist eine wichtige Grundlage für eine wirksame Integration.
Leider verbreitet sich in Europa eine Logik, in der jeder für sich allein und teilweise gegen den anderen rudert. Man versäumt die Entwicklung gemeinsamer Lösungen, die die Notwendigkeit der Zuwanderung für den Arbeitsmarkt und den humanitären Anspruch unseres Kontinents mit dem rechtmäßigen Bedürfnis nach legaler Migration verbindet. Ein Beispiel hierfür sind die „humanitären Korridore“, die Sant’Egidio mit anderen Akteuren in verschiedenen europäischen Ländern eingeführt hat. Sie haben Tausende auf sicherem Wege aus oft unmenschlichen Situationen gerettet und erfolgreich bei der Integration begleitet. Dieser Vorschlag sollte auch auf europäischer Ebene umgesetzt werden.
Die Migration muss als eine strukturelle Frage aufgefasst werden, die europaweit eine gemeinsame Politik erfordert und an die Stelle von lauten Parolen tritt, die nur Angst und Aggressionen schüren. Die Nachkriegsgeschichte unseres Landes hat sich immer und in anerkennenswerter Weise durch einen besonderen Einsatz zum Schutz der im Grundgesetz hervorgehobenen Menschenwürde vor allem der Bedürftigen und Verfolgten ausgezeichnet.
Es ist nicht nur möglich, diese Herausforderung anzugehen, sie kann vielmehr zu einer Bereicherung für unsere überalterten Gesellschaften werden. Dies zeigt auch die Erfahrung der vergangenen 10 Jahre mit der Aufnahme der syrischen Flüchtlinge, die überwiegend in den Arbeitsmarkt integriert und heute zum festen Bestandteil unseres Landes geworden sind.
Erstunterzeichner sind:
Landesbischof em. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Zentralausschusses des ÖRK
Altbischof Dr. Dr. h.c. Markus Dröge, Berlin
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, Evangelische Landeskirche in Württemberg
P. Thomas Hollweck SJ, Provinzial der zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten
Msgr. Wolfgang Huber, Präsident von Missio München
Erzbischof Dr. Heiner Koch, Erzbistum Berlin
Landesbischof Christian Kopp, Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (Nordkirche), Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB)
Pfarrerin Dr. Angela Kunze, Evangelische Studierendengemeinde Magdeburg und Zeitzeugin von 1989
Rev. Dr. Hanns Lessing, Exekutivsekretär für Theologie und Kirchengemeinschaft der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WCRC)
Michael Martin, stellv. Vorsitzender DNK/LWB und Vorsitzender des Geschäftsführenden Ausschusses des DNK/ LWB und Mitglied des Rates des LWB
Br. Andreas Murk, Provinzialminister Franziskaner-Minoriten Provinz St. Elisabeth
Regionalbischof Thomas Prieto Peral, Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Abt Michael Reepen, Münsterschwarzach
Prof. Dr. Ulrich Schmitzer, Humboldt-Universität zu Berlin
Landesbischof Dr. Oliver Schuegraf, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg Lippe
Sr. Juliana Seelmann, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen
Prof. Dr. Thomas Söding, Vize-Präsident des ZdK
Bischof Dr. Christian Stäblein, Beauftragter des Rates der EKD für Flüchtlingsfragen, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Dr. Irme Stetter-Karp, Präsidentin des ZdK
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Die katholische Laiengemeinschaft Sant’Egidio hat eine Gruppe aus Blankenese in den 70iger Jahren kennengelernt Diese Gemeinschaft wurde 1968 unter dem Eindruck der Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) in Rom gegründet und ist ein Netzwerk von Gemeinschaften in 70 Ländern mit ca.60.000 Mitgliedern.
Ihr Ziel: Das gemeinsame Gebet weiterzuführen in ein Engagement für Arme und für den Frieden.
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