Ein Blick hinter die Kulissen der Lebensmittelausgabe
Jeden Freitag herrscht in den Räumen der Kirchengemeinde emsige Betriebsamkeit: Hier wird die Essensausgabe organisiert, eine der größten Ausgabestellen der Hamburger Tafel im Hamburger Westen.
Blankenese.de: Vielen Dank, Frau Türkan und Pastor Dahnke, dass Sie sich die Zeit nehmen. Wenn man „Tafel-Ausgabe“ hört, denkt man an Lebensmittel. Aber bei Ihnen in der Gemeinde steckt viel mehr dahinter, oder?
Pastor Dahnke: Absolut. Wir sind die Ausgabestelle der Hamburger Tafel hier im Westen. Die Tafel sammelt und liefert, aber wir – unsere Kirchengemeinde MARIA MAGDALENA – sind die, die jeden Freitag mit rund 18 Ehrenamtlichen dafür sorgen, dass hier im 2-Wochen Rhythums maximal 400 Kunden mit dem Nötigsten versorgt werden. Es ist ein riesiger logistischer und sozialer Aufwand.
Blankenese.de: 400 Kunden klingt nach einer enormen Zahl. Wie behält man da den Überblick?
Pastor Dahnke: Das ist der Verdienst unseres Teams, allen voran unserer Logistik-Chefin Frau Türkan. Sie hat den Blick dafür, was im Lager liegt und wie wir die Ware so portionieren, dass am Ende niemand leer ausgeht. Der Plan ist immer: Jeder soll mindestens eine Tasche mit einem Großeinkauf erhalten. Wir arbeiten mit einem klaren Nummernsystem, damit alles fair bleibt und wissen genau, wer wann drankommt.
Blankenese.de: Sie haben das Team angesprochen:
Wer sind diese Helferinnen und Helfer, die freitags ihre Zeit zur Verfügung stellen?
Pastor Dahnke: Das ist das wirklich Schöne: Wir sind ein bunter Haufen. Vom Rechtsanwalt, über eine Lehrerin bis zum Taxiunternehmer – Leute aus allen Bereichen, die sagen: Freitag ist unser Tag, da machen wir was Sinnvolles. Es ist für uns alle auch ein Stück weit Familie. Sie fangen morgens um zehn an, entladen den LKW, sortieren, bauen auf und sind oft bis 18 Uhr dabei. Das sind sechs bis acht Stunden harte Arbeit.



Der Ausgabetag beginnt lange, bevor die ersten Kunden kommen:
* Vormittags (ab 10:00 Uhr): Das Team beginnt mit dem Entladen des Transporters. Die Waren (Brot, Kühlprodukte, Spenden) müssen ausgepackt, auf Qualität geprüft und für die Ausgabe vorbereitet werden.
* Die Koordination: Unsere Logistik-Chefin, Frau Türkan, managt die Warenwirtschaft: Sie teilt ein, was sofort ausgegeben werden kann und was für die nächste Woche eingelagert werden muss, um Schwankungen in den Lieferungen abzufedern. Der Anspruch: Niemand soll leer nach Hause gehen.
* Nachmittags (ab 15:30 Uhr): Die eigentliche Ausgabe beginnt. Die Kunden werden nach einem festen Nummernsystem in zwei Gruppen im 14-tägigen Wechsel versorgt.
Keine Vollversorgung,
aber lebenswichtige Unterstützung
Blankenese.de: Sie erwähnten, dass Sie im Vergleich zu früher weniger Lebensmittelspenden erhalten. Woran liegt das?
Pastor Dahnke: Das ist ein volkswirtschaftliches Dilemma: Die Supermärkte kalkulieren knapper und haben eine bessere Warenwirtschaft. Dazu kommt der Spätverkauf von kurz vor dem Ablauf stehenden Produkten zum halben Preis. Das ist gesamtwirtschaftlich gut, weil weniger Müll entsteht, aber für uns heißt es: weniger Spenden. Wir bekommen von der Tafel dann oft Waren, die am Wochenende nicht mehr überleben würden, weil wir die letzte Ausgabestelle der Woche sind.
Blankenese.de: Welche soziale Rolle spielen Sie abgesehen von der reinen Lebensmittelversorgung?
Pastor Dahnke: Eine enorm wichtige. An der Tür stehend habe ich freitags meine „Sprechstunde“. Die Leute kommen nicht nur, um ihren Rolli voll zu bekommen, sondern auch, um sich auszutauschen. Wir sind ein Ort der Kommunikation und des Vertrauens. Und wir betonen immer: Wir leisten Zuschuss, nicht Vollversorgung. Wir möchten einen kleinen Freiraum schaffen, dass am Monatsende vielleicht noch für ein Paar Schuhe oder einen Kinobesuch gespart werden kann.

wir sind ein sozialer Treffpunkt.
Viele unserer Helfer nehmen sich den Freitag frei.
Es ist unser Tag für das Wesentliche.
Die Dankbarkeit, die uns begegnet, ist enorm.„

Blankenese.de: Bei aller Routine – was sind im Moment Ihre größten Sorgen und Herausforderungen?
Pastor Dahnke: Da stehen drei Dinge ganz oben auf unserer Wunschliste, die wir gerne über Blankenese.de verbreiten möchten:
Starke Hände am Vormittag: Wir brauchen dringend Helfer, gerne körperlich fitte 20- bis 40-Jährige, die freitags ab 10:00 Uhr beim Entladen und Aufbauen helfen. Das ist körperlich harte Arbeit.
Ersatz für die Technik: Unsere Tiefkühlkammer ist leider ausgefallen und muss ersetzt werden. Ohne sie fehlt uns die nötige Lagerkapazität, um Spitzen auszugleichen. Das kostet viel Geld.
Neuer Transporter: Unser Transporter, mit dem wir beispielsweise Brot abholen, hat seine besten Tage hinter sich.
Blankenese.de: Vielen Dank für diesen ehrlichen und tiefen Einblick, Herr Pastor. Wir hoffen, dass sich über unsere Seite bald kräftige Hände und Spender für die Tiefkühlkammer und einen neuen Transporter finden!
Philippa
Ev.-Luth. Maria-Magdalena-Kirche
Hamburger Sparkasse
IBAN: DE61 2005 0550 1372 1213 58
BIC: HASPDEHHXXX


0 Kommentare