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Ein geförderter Arbeitsplatz: Glücksfall für beide Seiten

Ein geförderter Arbeitsplatz: Glücksfall für beide Seiten

Bild: Clover, Four leaf clover, Green image – Pixabay

Elektromeister Rene Mikut beschäftigt in seinem kleinen Familienunternehmen seit über fünf Jahren einen jungen Mann mit behinderungsbedingtem Unterstützungsbedarf. Warum dieser geförderte Arbeitsplatz für das ganze Team ein Gewinn ist:

Johannes10.2025

Er ist zuverlässig, loyal, pünktlich, aufmerksam, hochkonzentriert und gewissenhaft.
Und vier Tage für acht Stunden engagiert.
Ein Traum für jeden Chef also. Denn er kann mittlerweile eine Menge:
„Er macht für uns wichtige Zuarbeiten bei der Leuchtenmontage, er stellt die Technik für unseren Meister bereit, sorgt für Schutz und Sauberkeit am Arbeitsplatz, gipst Dosen ein, bohrt Löcher, macht Einkäufe im Großhandel – und vieles mehr.
All das haben wir ihm beigebracht und das hat sicher (etwas) länger gedauert. Aber jetzt läuft es, er hat umfangreiche handwerkliche Aufgaben erlernt und wir können ihn gut einsetzen“, beschreibt Rene Mikut die Arbeitsleistung des 25-Jährigen.

Bild: Johannes im Einsatz. Von seiner Arbeit sagt er selbst:

Vom Praktikum zum Job

Genau das war am Anfang sicher nicht selbstverständlich. Der junge Mann, um den es hier geht, konnte als Kind weder hören noch sprechen. Dank Cochlea-Implantaten und einer optimalen Förderung durch die Familie und die Schule hat sich das geändert, aber er ist in seiner Entwicklung verzögert. Seine Eltern haben das handwerkliche Potenzial in ihrem Sohn gesehen – und Rene Mikut vor Jahren einfach angesprochen, ob er nicht ein Praktikum anbieten könnte. „Gestartet sind wir damals mit der Hamburger Arbeitsassistenz (HAA) über eine berufliche Qualifizierungsmaßnahme“, so Rene Mikut. Auf diesem Weg konnte Johannes in Kooperation mit der HAA und der Unterstützung von Job-Coaches eine Alternative zur Werkstatt für Menschen mit Behinderung ermöglicht werden. „Die HAA hat dabei sowohl uns als Arbeitgeber, als auch Johannes unterstützt.“ Und sie begleitet ihn auch jetzt als Arbeitnehmer über das Budget für Arbeit weiter. „Aber da unser Kollege nicht allein arbeitet, sondern immer mit einem von uns im Team, sind Besuche und Unterstützungsmaßnahmen selten geworden. Wir geben auf ihn acht“, erklärt Rene Mikut.

Keine Barrieren im Kopf

Heute ist er froh, dass er keine Berührungsängste hatte – die sind es nämlich oft, die solchen Arbeitsplätzen im Wege stehen. Aber er sagt auch: „Klar, am Anfang muss man Zeit investieren, Gehirnschmalz einsetzen, auch, um ihn richtig zu behandeln. Denn wenn er hochkonzentriert und vertieft in eine Arbeitsaufgabe ist, muss man sich zum Beispiel vorsichtig bemerkbar machen, bevor man ihn anspricht, damit er sich nicht erschrickt. Leider gibt es auf Baustellen aber auch immer wieder Leute, die ihn nicht so wertschätzen wie wir oder eben einfach nicht wissen, wie sie mit ihm umgehen sollen.“ Umso schöner, dass es im Team Mikut nicht so ist.
Das findet auch Marion Nieth von der Hamburger Arbeitsassistenz, die den Weg von Johannes begleitet hat: „Diese Firma und alle Mitarbeiterhaben sich hervorragend darum bemüht, Johannes mit seinen individuellen Fähigkeiten in das Team zu integrieren“.  

Aber nicht nur die Firma Mikut, auch Johannes ist glücklich in seinem Job – bei „seiner“ Firma, die für ihn wie eine Familie geworden ist. Und er ist stolz auf das, was er geschafft und gelernt hat. Das ist für einen Menschen mit Förderbedarf mindestens genauso wichtig wie für alle anderen Menschen. Anerkennung und das richtige Maß an Lob und Kritik haben aus Johannes einen richtigen Handwerker gemacht, der gerne und zuverlässig arbeitet.

Übrigens:
Wer anderen eine Chance geben möchte, kann sich über die Hamburger Arbeitsassistenz Hilfe und Unterstützung holen. Siehe Extrakasten.

Hamburger Arbeitsassistenz 
Die Hamburger Arbeitsassistenz, kurz HAA, berät und unterstützt sowohl Menschen mit Behinderung als auch deren Angehörige / Unterstützer*innen sowie Betriebe und Unternehmen bei der beruflichen Inklusion.    
Die Unterstützung von Menschen mit Behinderung umfasst nicht nur eine Vermittlung, sondern auch Maßnahmen der beruflichen Orientierung und Qualifizierung in unterschiedlichen Berufsfeldern. Dafür kooperiert die HAA mit Betrieben und Unternehmen des regionalen Arbeitsmarktes. 
Bei der HAA arbeiten ca. 150 (Berufs-)Pädagogen (Jobcoaches), die auch direkt an den Arbeitsplätzen unterstützen. Gefördert wird dies durch die Agentur für Arbeit, die Sozialbehörde und das Integrationsamt. 
Die Unterstützung von Betrieben und Unternehmen bezieht neben der Qualifizierung am Arbeitsplatz durch die Jobcoaches eine Beratung über finanzielle und personelle Fördermöglichkeiten ein; sowohl für Praktika zur Erprobung als auch die Einstellung in ein Arbeitsverhältnis. 
Kontakt: 
Hamburger Arbeitsassistenz gGmbH, Schulterblatt 36, 20357 Hamburg
www.hamburger-arbeitsassistenz.de
info@hamburger-arbeitsassistenz.de
Tel. 040/431339-0
Für Betriebe und Unternehmen
vermittlungsberatung@hamburger-arbeitsassistenz.de
Tel. 040/431339-24 / Iris Kastens   

Sabine Müntze

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