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Interessantes aus Blankeneses Frühzeit

Interessantes aus Blankeneses Frühzeit

„Landkarte mit Blankeneser Ordt“

Text von Maike und Ronald Holst (11.2025)

Vielfach wird das Jahr 1301 als Gründungsdatum Blankeneses betrachtet. Tatsächlich wurde die Ortschaft Blankenese in besagtem Jahr erstmals urkundlich erwähnt. Anlass war die Verpfändung der Fährpacht durch Graf Adolf VI. von Schauenburg an die beiden Ritter von Raboisen. Damit wurde eine Söldnerschuld von 170 Mark beglichen.

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„Pfand-Urkunde von Blankenese im Jahr 1301“

Eine von der Süderelbe ans Nordufer gespülte und sehr auffällige Sandbank wurde seit Urzeiten vom Schiffsvolk „Blank Nes“ (Blanke Nase) genannt, während die wenigen Hütten am Süllberg zunächst namenlos blieben. „Blank Nes“ war also ein nautischer Begriff. Spätestens um 1300 (s.o.) hat sich das geändert. Jetzt trug die Ansiedlung den Namen „Blank Nes“, und die Sandbank nannte man „Blankeneser Ordt“. 1632 wurde sie von der „Zweiten Manndränke“ für immer fortgespült.

Schauen wir uns die ganze Geschichte an:

Schon in der Bronzezeit – zwischen 2.200 und 800 v. Chr. – gab es den Heerweg* von Dänemark nach Wedel und Blankenese. Denn nur an diesen beiden Stellen konnte das 13 km breite Urstromtal der Unter-Elbe überquert werden, um weiter nach Süden zu gelangen. Das war der einzige Weg von Skandinavien zu den Vorkommen von Zinn und Kupfer im Süden Deutschlands.

Jeder, der es sich leisten konnte, wollte Waffen, Gerätschaften und Schmuck aus Bronze haben. Vor allem Schwerter, die neuen Langwaffen. Mit ihnen konnte man jeden Feind besiegen. Leider gab es die Erzvorkommen erst im Südschwarzwald und Südbayern. Händler reisten mit dem Rohstoff von dort in den Norden oder die nordeuropäischen Käufer mussten selbst den weiten Weg in den Süden antreten.

Am durch Schleswig-Holstein verlaufenden Heerweg* finden sich noch heute Hünengräber aus verschiedenen Epochen. Die ältesten stammen aus der Bronzezeit. In Hügel- und Hünengräbern wurden nur wichtige Personen beerdigt, die vielleicht auf ihrer Reise zum oder vom Erzeinkauf (Kupfer und Zinn) zu Tode gekommen sind.

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„Hünengrab am Heerweg“

Im Zusammenhang mit dem Erzeinkauf zur Bronzeherstellung sind Moorleichenfunde aus Jütland (z.B. die Egtved-Frau) von Wichtigkeit. Anhand von Untersuchungen ihrer Haare, des Zahnsteins und der Fingernägel konnte man feststellen, dass einige während ihres kurzen Lebens mehrmals im Schwarzwald waren. Vermutlich gehörten sie zu Einkaufsexpeditionen von Zinn und Kupfer. Dabei mussten sie das Urstromtal der Elbe bei Wedel bzw. Blankenese überwinden, was sehr zeitintensiv war. Der  Fährplatz wurde schon vor viertausend Jahre genutzt.

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„Heerwege durch Schleswig-Holstein“
* “Heerwege“ sind wichtige mittelalterliche Fernhandelswege.
Mit „Heer“ ist in diesem Fall kein militärischer Weg gemeint.
„Heer“ ist eine „nicht zählbare Menge von Individuen“
(wie z.B. himmlische Heerscharen, Heer von Arbeitern, Heer von Ameisen etc.)

Im 4. und 5. Jahr n. Chr. drang der römische Feldherr und spätere Kaiser Tiberius mit einer Flotte elbaufwärts. An den „Blankeneser Bergen“ vorbei ins Tal der Alve beim heutigen Alvesen in den Harburger Bergen. Er hatte den Auftrag, die Nordgrenze des römischen Reichs bis an die Elbe auszukundschaften. Doch auf dem Rückweg lief seine Flotte vor Blankenese auf Sand. Seine Steuerleute waren der Meinung, dass sie von germanischen Flussgöttern festgehalten würden. Um die Götter umzustimmen, brachten die Römer ihnen auf dem Süllberg ein Opfer. Und siehe da, wenig später schwammen ihre Schiffe auf. Sie liefen freudig zu ihren Booten, um die Fahrt nach dem offenbar angenommenen Opfer fortzusetzen. Es blieb bei diesem einen kurzen Besuch.

Für die ersten 400 Jahre unserer Zeitrechnung hat das Hamburger Amt für Bodendenkmalpflege Belege von Funden u. a. in Blankenese erstellt. Beispielsweise wurden sieben Zufallsfunde (bis 1960) auf Grundstücken im Op´n Kamp registriert. Darunter eine römische Münze. (Der Weg liegt oberhalb von Sagebiels Fährhaus). Hier waren die Bewohner vor Hochwasser und den schlimmen Nordwest-Stürmen geschützt und ein wenig sicherer vor Gelegenheits-Fluss-Piraten, die gern am Ufer gelegene Häuser ausraubten und deren Bewohner in die Sklaverei verschleppten.

804 beendete Karl der Große die 32 Jahre dauernden Sachsenkriege als Sieger. Die Reichs-Annalen meldeten, dass er in Hollenstedt am Oberlauf der Este sein Hoflager aufschlug. Durch Gesandte die Este hinunter und herauf führte er Verhandlungen mit „König“ Göttrik von Haithabu, der sich mit seinem Heer am Nordufer der Elbe im Bereich des heutigen Blankenese aufhielt. Doch der Däne war vorsichtig gegenüber Karl und blieb, wo er war. Karl dagegen konnte seine Truppen nicht in ausreichender Zahl über Este und Elbe in den Raum Blankenese schaffen, um Göttrik seine Meinung aufzuzwingen. Also blieb alles wie es war.

811 ließ Karl der Große einen Weg von der Hammaburg zur Fährverbindung Blankenese – Buxtehude durch den Urwald des Nordufers schlagen, um einen Nachschubweg für die junge Stadt Hamburg zu erhalten.

1060/61 wurde eine Erd-Burg und Propstei auf dem Süllberg durch Erzbischof Adalbert von Bremen errichtet. Sie diente dem Schutz der wichtigen Fähre am Heerweg* von Dänemark über Wedel/Blankenese und Bremen nach Holland.

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„Burganlage auf dem Süllberg um 1060“

Nach Raubüberfällen der hier stationierten Burgmannen auf vorüberziehende Kaufleute und auf die Nachbarschaft wurde die gesamte Anlage um ca. 1070 von aufgebrachter Bevölkerung zerstört, woraufhin Bischof Adalbert von Bremen die Bewohner nördlich der Elbe exkommunizierte.

1258 errichteten die gräflichen Brüder Johann I. und Gerhard I. von Schauenburg eine steinerne Burg auf dem Süllberg zum Schutz gegen die Expansionsgelüste des Bremer Erzbischofs Gerhard II., der seinen Einfluss über die Elbe ausdehnen wollte. Aber schon vier Jahre später musste die Burg wieder abgerissen werden, weil sie auf der Grenze der Zweimeilen-Zone des Hamburger Freibriefs von 1189 lag. Stattdessen baute Graf Adolf VI. 1311 die Hatzburg bei Wedel zum Grenzschutz nach Westen und zur Sicherung der Wedeler Fähre. 

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„Siegel der gräflichen Brüder und Burgenbauer Johann und Gerhard“

1480 – 1720 DerOchsenmarkt in Wedel hatte jährlich einen Auftrieb von bis zu 40.000 Tieren, die zwischen Mitte März bis Ende April unter dem Roland in Regionen südlich der Elbe verkauft und per Fähre über das Urstromtal der Elbe von Blankenese nach Buxtehude und von Wedel nach Horneburg gesetzt wurden. Für die Fähren war das ein großer wirtschaftlicher Faktor.

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„Rinderzüge auf dem Heerweg“

1640 wurde die letzte noch Schauenburger Grafschaft in Holstein, nämlich Pinneberg, von dänischen Truppen besetzt und kam bis 1864 unter dänische Herrschaft. Blankenese, zur Grafschaft gehörig, profitierte von der Besetzung, indem z.B. Blankeneser Fischerboote durch die mächtige dänische Flotte auf den Meeren geschützt wurden.

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„Elbfähre auf dem Weg von Blankenese nach Buxtehude“  

Quellen:
„Blankeneser Geschichte (n)“ Sonderheft 2000, Verlag
Hamburger Klönschnack, Autor: Winfried Grützner
Internet: „Das Mädchen von Egtve“

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