Leichen und Polizisten – Blankenese ist beliebte Film-Location

Dreharabeiten am Mühlenberg für den NDR-Tatort „Feuerteufel“ 2012. Falke (Wotan Wilke Möhring) und Kollege Katz (Sebastian Schipper) . Foto: © NDR/Christine Schröder

Blankenese ist ein beliebtes Terrain für Fotografen. Idyllische Elbaussichten, verwunschen wirkende Treppen und großzügige Parks sind als Motive geschätzt. Auch Filmcrews fühlen sich hier anscheinend wohl: Schaut man in die Listen von Vermittlungsagenturen, die Drehlocations für Filmproduzenten suchen, taucht Blankenese immer wieder auf.

Schon in den 1940er Jahren gab Blankenese die Kulisse für einen erfolgreichen Kinostreifen ab: In Sagebiels Fährhaus stand der legendäre Volksschauspieler Hans Albers (1881 – 1960) in einer Hauptrolle vor der Linse. Albers mimte den Ex-Matrosen Hannes in einer Schlüsselszene des Kultfilms „Große Freiheit Nr. 7“. Der Film durfte nach der Zensur vom Dezember 1944 in Deutschland nicht gezeigt werden, weil die Nazis ihn wegen der enthaltenen Nostalgie als „wehrkraftzersetzend“ empfanden. Er wurde erst 1945 von den Alliierten freigegeben.

Über sechs Jahrzehnte später gab der Baurs Park die Kulisse für die Dokufiction „Die Kinder von Blankenese“ (2010) ab. Er schildert Schicksale jüdischer Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Grünanlage mit ihren großen Bäumen und weiten Rasenflächen war ein Parkersatz für den Originalschauplatz Elsa-Brandström-Haus auf dem Kösterberg. Das ist inzwischen ein Tagungszentrum und war wegen der Umbauten für die Produktionsfirma Cinecentrum kein geeignetes Motiv mehr. Die Villa, die stattdessen im Film zu sehen ist, steht in Kiel. Auch am Falkensteiner Ufer wurden Szenen gedreht.

Im selben Jahr stürmten „Elite-Polizisten“ die wuchtige graue Luxusvilla am verträumten Wilmans Park, die einst dem in Blankenese geborenen Modezar Karl Lagerfeld gehört hatte. Die Szene war Teil der ZDF-Serie „Einsatz in Hamburg“ mit Jenny Berlin (Aglaia Szyszkowitz). Ganz genau: In der 14. Folge „Tödliche Rubine“.

Wotan Wilke Möhring war auch schon in Blankenese (siehe Foto). Und zwar 2013 in der Straßenkehre beim Mühlenberger Segel-Club (MSV). Die recht schaurige Tatort-Folge „Feuerteufel“ führte Möhring erstmals als Kriminalhauptkommissar Thorsten Falke ein. Ihm zur Seite: Sebastian Schipper und Petra Schmidt-Schaller. Zehn Millionen Zuschauer sahen damals zu.

Filmlocation Siebenbuchen in Blankenese - ein dänisches Polizeiauto steht vor dem Drehort
Tatort Siebenbuchen, Blankenese: Für eine skandinavische Verfilmung wurde ein dänisches Polizeiauto herangekarrt.
Foto: © Wiegand

Zum Schauplatz eines Thrillers wandelte sich 2015 die ruhige Wohnstraße Siebenbuchen (siehe Foto). In einem der dortigen Einfamilienhäuser entstanden Sequenzen der Buchverfilmung „Erlösung“ (Original: „Flaskepost fra P“) vom Kopenhagener Krimiautor Jussi Adler-Olsen. Um das Kinostück über religiösen Fanatismus realistisch zu inszenieren, hatte Starregisseur Hans Petter Moland eigens zwei original dänische Polizeiauto nach Siebenbuchen gebracht.

Sehr realitätsnah war ein Dreh 2015 am Waseberg: Es wird erzählt, dass Passanten damals mit Bangen beobachteten, wie Polizisten einen Leichenfundort sicherten. Aber es war nur eine Inszenierung des Grimme-Preisträgers Johannes Fabrick für den ZDF-Krimi „Zweimal lebenslänglich“.

Dass eine ganze Serie aus Blankenese kommt, das hat es nur einmal gegeben. „Blankenese“ hieß die 26-Folgen-Reihe passenderweise, die der NDR von 1993 bis 1994 produzierte. Klischeehaft schilderte sie das Up und Down im Leben des fiktiven Reeders Nicholaison (Philipp Moog). Wolfgang Völz (1930 – 2018) spielte dabei den Quartiermeisters Sven Neddelbeck. Hauptdrehort: Eine schneeweiße Blankeneser Villa mit Traum-Elbblick.

Für Haus- oder Wohnungsbesitzer kann sich das Anrücken von Filmern übrigens lohnen. Filmfirmen zahlen gut für die Nutzung. Bisweilen muss man für die Drehdauer ins Hotel ziehen (auf Produktionskosten allerdings). Es kann auch sein, dass die Crew alles Interieur auf den Kopf stellt und ganze Zimmer ummalt – hinterher winkt eine kostenlose Renovierung.

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