Juwel im Goßlerhaus: Horst Janssen Bibliothek

Wer weiß, dass sich im Goßlerhaus eine kleine, feine Bibliothek befindet? Die Horst Janssen Bibliothek!

Der kleine Bibliotheksraum mit einem prachtvollen Ausblick in den Goßlers Park wurde vom Goßlerhaus für den Künstler Horst Janssen eingerichtet. Getragen wird die Einrichtung vom Freundeskreis der Janssen Bibliothek im Goßlerhaus e.V.. Weltweit hat der Freundeskreis 30 Mitglieder, die sogar in Japan zu finden sind.

Wer war Horst Janssen? 1929 in Hamburg geboren wuchs er in Oldenburg bei seiner Mutter und den Großeltern auf. Seit 1945 lebte er in Hamburg und wurde zu einem herausragenden Zeichner, Grafiker, Fotograf und Plakatkünstler. Daneben betätigte er sich noch als Autor.

Horst Janssen lebte in Blankenese und ist der älteren Generation noch sehr gegenwärtig. Um sein Andenken auch für nachfolgende Generationen am Leben zu halten, wurde im Goßlerhaus die Bibliothek eingerichtet. Dort finden sich Bücher, Zeitungsausschnitte, Briefe, selbst gestaltetet Einladungskarten – im Grunde alles, was ihn betrifft. Auch das Buch „Der Foliant“ findet man in den Regalen. Dort beschreibt er sehr detailgetreu seinen spektakulären Unfall, als er mitsamt Balkon in seinem Haus aus dem ersten Stock zu Boden stürzte. Neben zahlreichen Brüchen war sein Augenlicht wegen einer Verätzung durch Radiersäure lange Zeit sehr eingeschränkt.

All dies und vieles mehr kann man über die durchaus schillernde Persönlichkeit Horst Janssens nachlesen. So kursieren viele Anekdoten über den Blankeneser Maler, der nächtelang in Dal Fabbro saß, grundsätzlich mit 100 Markscheinen bezahlte und Affairen mit zahlreichen Frauen hatte. Vier Kinder sind aus mehreren Beziehungen hervorgegangen.

Seine Tochter Lamme war maßgeblich an der Entstehung der Bibliothek beteiligt.

Horst Janssen starb 1995.
Vielleicht waren seine Kraftreserven durch sein ausschweifendes intensives Leben verbraucht.
Umso wichtiger ist die Bibliothek, die ihn und sein Werk am Leben hält.

Kopf und Herz der Bibliothek ist Kerstin Peters, Vorsitzende des Freundeskreises, die zweimal im Monat den Raum für Besucher öffnet und sich ehrenamtlich mit großer Passion dem schriftstellerischen Erbe Janssens verschrieben hat.
Im Jahre 1990 – sie war gerade mit der Schule fertig – hat sie Horst Janssen eine Postkarte geschrieben. Er schrieb zurück und lud sie ein – der Startschuss für eine Freundschaft und eine Begeisterung, die weit über seinen Tod hinausgeht.

Die Bibliothek ist eine Präsenzbibliothek. Das Startkapital kam von einem Privatsammler, dazu kommen kleinere Privatspenden und Leihgaben vom Verlag St. Gertrude.

Man kann zu den Öffnungszeiten kommen und sich in alles vertiefen, was dort in den Regalen steht. Es kommen immer Menschen, die sich auf den Spuren des Malers bewegen, sich für ihn begeistern, auch einige Studierende sind darunter.

Ein großes Museum, das komplett Horst Janssen gewidmet ist, befindet sich in Oldenburg.

Wie gut, dass es den Freundeskreis gibt mit Kerstin Peters, der das Andenken an einen großen Zeichner nicht nur hochhält, sondern sich aktiv dafür einsetzt. Für einen Künstler, der von sich sagt: „Ich bin die Gnade Gottes“.

Öffnungszeiten: jeden 2. Und 4. Mittwoch im Monat von 15 – 19 Uhr

Vera Klischan

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