Susanne Opatz sagt Tschüs

Seit 2015 ist Susanne Opatz nicht nur das Gesicht, sondern auch der Motor der evangelischen GemeindeAkademie der Kirche am Markt in Blankenese. Unzählige Vorträge, Lesungen, musikalische Veranstaltungen machen das in Hamburg einmalige Profile der Akademie aus. Nun verabschiedet sich Susanne Opatz – nicht in den Ruhestand, in neue Aufgabenfelder mit ein wenig mehr Zeit. 

Liebe Frau Opatz, Mitte Juli haben Sie die GemeindeAkademie Blankenese verlassen. Ein lachendes oder weinendes Auge?

Ich gehe mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge. Weil ich die Aufgabe sehr gern übernommen habe, erinnere ich mich an keinen Tag, an dem ich nicht gern hier ins Gemeindehaus gekommen bin. Es war wunderbar, mich ständig mit neuen Themen beschäftigen zu dürfen und dazuzulernen. Mehr kann man sich für eine berufliche Aufgabe nicht wünschen. Ein weinendes Auge habe ich auch, weil ich Menschen, die mir in den vergangenen Jahren ans Herz gewachsen sind, nicht mehr um mich haben werde, die Kollegen und Kolleginnen, aber auch einige Referenten, die ich mittlerweile gut kenne und die öfters wiederkamen. 

Die Akademiearbeit ist in meinen Augen nur machbar, wenn man vor Ort ist. Ich habe fast jede Veranstaltung persönlich begleitet. Mit etwa einem Termin pro Woche war das ein sehr hoher Zeitaufwand. Für mich persönlich galt: Ich mache diese Aufgabe ganz oder gar nicht. Ab jetzt gibt es für mich mehr zeitlichen und inhaltlichen Freiraum und das stimmt mich froh. Für mich, aber auch für die Gemeinde ist jetzt – nach neun Jahren – der richtige Moment. Also auch ein lachendes Auge!

Susanne Opatz

Eine GemeindeAkademie – was bedeutet das für eine Gemeinde?

Ein riesengroßes Geschenk, was sich diese Gemeinde nur leisten kann dank der Stiftung ev-luth. Kirchengemeinde Blankenese! Sie finanziert die Stelle der Akademieleiterin seit 2013. Die Akademie ist ein Geschenk, weil sie in ihren Vorträgen und Veranstaltungen Themen aufgreifen und vertiefen kann, die gesellschaftlich relevant sind und die Menschen hier am Ort und in der Gemeinde bewegen, Weltethos, die Auseinandersetzung mit anderen Religionen zum Beispiel, die Integration von Geflüchteten, Nachhaltigkeit. 

Gibt es eine vergleichbare Institution in anderen Hamburger Gemeinden?

Die Hamburger Hauptkirchen machen natürlich Bildungsangebote, an St. Nikolai gibt es zum Beispiel dasNikolaikolleg, welches Kurse und Seminare anbietet. Es gibt die Ev. Akademie der Nordkirche, mit der wir auch regelmäßig kooperieren. Aber in Hamburg finden Sie keine andere Kirchengemeinde, die sich eine vergleichbare Gemeindeakademie leistet.  

Wie wird die Akademie finanziert? 

Die Stiftung finanziert die halbe Stelle, die ich bisher hatte. Aus dem Haushalt der Gemeinde kommt ein Teil des Budgets für die Vortragenden. Zusätzlich sind für uns Spenden sehr wichtig. Außerdem nehmen wir für die Veranstaltungen meist eine geringe Eintrittsgebühr. Zum Glück gibt es aber immer wieder auch Referenten und Referentinnen, die kein Honorar verlangen. Sie schenken uns die Vorträge. 

Seit wann leiten Sie die GemeindeAkademie?

Seit Juni 2015.

Welche Voraussetzungen muss man für diese Aufgabe mitbringen?

Man muss strukturiert arbeiten, gut organisieren können und viele Dinge im Blick haben. Man muss Menschen mögen, neugierig sein auf sie und das, was sie mitbringen. Ganz wichtig ist das Interesse an theologischen, gesellschaftspolitischen und kulturellen Themen. 

Wie rekrutieren Sie Ihre guten Vortragenden?

Das ist unterschiedlich! Es gibt einen Kreis von Ehrenamtllchen und den Pastores, die einmal monatlich eine Themenrunde abhalten. Jeder bringt aktuelle Themen und Ideen für Referenten und Referentinnen ein. Manche haben einen persönlichen Kontakt zu Vortragenden. Ich habe oft renommierte Personen auch einfach unbekümmert angeschrieben und es hat funktioniert, weil diese Menschen die Arbeit der GemeindeAkademie schätzen und gern hier sprechen, manchmal auch ohne Honorar.

Welche Schwerpunkte haben Ihre Veranstaltungen?

Aktuelle Themen haben immer ihren Platz, solange sie sich an Gemeindethemen andocken. Es gibt Themen, die sich wie ein roter Faden durch das Programm ziehen, darunter Migration, der Umgang mit Geflüchteten, Nachhaltigkeit, Klimawandel, Zukunftsgestaltung. Auch die Beschäftigung mit anderen Religionen, etwa Judentum und Islam, ethische Themen wie Sterbehilfe und Organtransplantation, die Gefährdungen unserer Demokratie, Friedensethik finden Niederschlag im Programm. Und natürlich kulturelle Themen – Lesungen, Ausstellungen, Musik.

Gibt es Themen, die explizit ein jüngeres Publikum ansprechen?

Da sind wir bisher nicht so erfolgreich. Kita- und Schuleltern kommen selten, selbst bei für sie relevanten Themen. Der Grund ist vermutlich ein Mangel an Zeit. Den Hebel suchen wir noch.

Bei welchen Themen ist der Andrang besonders groß?

Das ist eine schwierige Frage. Ich habe mich manchmal verschätzt. Wenn ich dachte, das ist ein besonders brisantes Thema – zum Beispiel, wenn es um den Missbrauch in der ev. Kirche ging oder auch um die Zukunft der Kirche oder um das Thema Sterbehilfe – dann war es wider Erwarten nicht besonders voll. Oft ist die Resonanz abhängig von Zufälligkeiten, dem Wetter ebenso wie dem Fernsehprogramm. Manche Vortragenden haben bereits einen persönlichen Fanclub! Verschätzt habe ich mich z.B. bei den Veranstaltungen rund um die Ausstellung des Förderkreises Historisches Blankenese über die Zeit des Nationalsozialismus. Sie waren viel besser besucht als erwartet. 

Wie geht es mit der Akademie weiter?

Es geht nahtlos weiter. Nach der Sommerpause startet Maren Kemmer als meine Nachfolgerin. Das Programm für den Herbst steht weitgehend. Es geht am 7. September los mit dem „Tag des Denkmals“ und dem Literaturfestival „Herbstlese“, bei dem die Akademie bei manchen Veranstaltungen mit der Buchhandlung Wassermann kooperiert.

Was sind Ihre Pläne im „Ruhestand“?

Es wird für mich mehr Ruhe geben, aber keinen Ruhestand. Zunächst einmal freue ich mich auf ein schönes familiäres Ereignis, die anstehende Hochzeit unserer Tochter. Ich werde weiterhin die Gemeindebriefredaktion leiten, im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit tätig sein und Ausstellungen mitorganisieren. Alles komplett hinter mir zu lassen, das fiele mir schwer!

Liebe Frau Opatz, herzlichen Dank für Ihre Zeit und Ihr großes Engagement für unseren Stadtteil! Ich bin sicher, dass Sie mit Ihrer Erfahrung der Akademie weiterhin eine wertvolle Ratgeberin sein werden. Wir freuen uns auf Maren Kemmer.   

Vera Klischan

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