Vorhin Vorbeigerauscht: „Cap San Augustin“ 🇩🇰
Ich gebe zu: Beim Anblick der Hamburg-Süd-Schiffe, wie hier der Cap San Augustin vor dem Ponton op’n Bulln, werde ich regelmäßig sentimental. Das hat zwei Gründe:
Erster Sentimentalitätsgrund: Die „Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft A/S & Co KG„, kurz: Hamburg Süd, war seit 1871 ein stolzes Unternehmen mit Sitz in Hamburg. Das blieb es auch, als 1955 die Bielefelder Familienfirma Oetker-Gruppe einstieg. Aber nun kommt’s: Seit dem 1. Dezember 2017 ist Hamburg Süd nur noch eine von vielen Tochtergesellschaften des weltgrößten Reedereikonzerns A. P. Moller-Maersk Group. Und der dirigiert die Hamburger vom dänischen Hafen Esbjerg aus – fast 150 Jahre hanseatischer Stolz vorbei… schade, schade, schade.
Kaufleute denken natürlich in anderen Dimensionen. Und Familienbetriebe sowieso. Die zerstrittenen Oetkers brauchten die 3,7 Milliarden Euro Kauferlös, um das Risikogeschäft Seefahrt abzustoßen und sich geschäftlich neu zu sortieren. Und so kann es sein, dass die Cap San Augustin und alle anderen Schiffe des Oetker-Weltimperiums irgendwann den orangenen Traditionsanstrich gegen das einheitliche Maersk-Blau zu verlieren.
Ich kann nicht sagen, was in fünf bis sieben Jahren sein wird.
Maersk-Chef Søren Toft 2018
Jetzt der zweite Grund, warum Hamburg-Süd-Schiffe in mir Nostalgie wecken: Er ist meinen seit 1919 in Argentinien lebenden Großeltern geschuldet. Die waren in meiner Kindheit mehrmals mit dem Hamburg-Süd-Frachtschiff Cap San Diego (ja, die museale Cap San Diego von den Landungsbrücken) von Buenos Aires zu uns nach Hamburg gereist.
Die Reise meiner atrgentinischen Großeltern dauerte in der damaligen Trampschifffahrt zwischen vier und sechs Wochen. Es war ja noch eine containerlose Zeit und bei vielen Hafenhalts mussten die Säcke, Kisten und Tonnen einzeln aus dem Schiffsbauch heraus oder hinein geladen werden. Das dauerte…
Wenn die Großeltern schließlich nach wochenlanger Fahrt über den Atlantik am Elbhorizont auftauchten, stand ich als kleiner Knirps mit meinen Eltern auf dem Blankeneser Bulln und schwenkte zur Begrüßung des Hamburg-Süd-Schiffes Cap San Diego einen Blumenstrauß. Dann fuhren wir rasch in den Hafen, um die Weitgereisten direkt von Bord abzuholen.
Eigentlich hatte ich immer den Traum, die weite Reise meiner Großeltern eines Tages selbst nachzuvollziehen. Anstatt mit dem Flugzeug an Bord eines Frachters den Atlantik überqueren – das wär’s. Leider hat Maersk nach der Übernahme von Hamburg-Süd die traditionsreiche Mitnahme von Passagieren beendet. Und damit ist auch mein Wunschdenken flöten gegangen …💧
Hamburg Süd Nostalgie …
Im April 1955 fuhr ich mit meinen Eltern und meinen Geschwistern von Antwerpen nach
Rio de Janeiro mit der MS Santa Ines. Mein Vater hatte einen Vertrag mit Mannesmann in
Belo Horizonte.
1961 fuhr ich mit meiner Mutter mit der MS Santa Ursula von Rio de Janeiro nach Hamburg
Es folgten noch zwei Reisen mit MS Cap San Augustin und MS Cap Vilano.
Schöne Zeiten – in Italien sagt man: „perchè tutto di bello passa ?
Perché si no, non sarebbe bello.
Schöne Erinnerungen!