Erst geflüchtet, jetzt geschätzt: Marjan T., Köchin

Marjan lacht. „Wenn ich koche, bin ich glücklich“, sagt die Iranerin. Seit 11 Jahren lebt sie in Hamburg. In Iran hat Marjan Zahnarzthelferin gelernt, hätte das auch gern in Deutschland ausgeübt – aber da gab es Hürden. Und weil die Arbeit am Herd für sie Hobby und Spaß ist, hat sie nun dieses zum Beruf gemacht. Hat erst für Freundinnen und Freunde gekocht, „die immer alles aufgegessen haben“.

Inzwischen übernimmt sie regelmäßig das Catering für Gemeindeveranstaltungen der Kirche am Blankeneser Markt an, veranstaltet Kochabende in der großen Küche des Gemeindehauses und arbeitet fest angestellt als Hilfe in einem kleinen Restaurant. Marjan liebt die Arbeit in der Küche. Sie mag ihren Platz inmitten von Töpfen, Pfannen, Lebensmitteln, mag das Alleinsein und die Ruhe. „Ich denke vor mich hin, spiele mit den Gewürzen in meinem Kopf und überlege: was will dieser Salat außer Olivenöl, Salz und Pfeffer – vielleicht Zitrone? Was braucht das Hähnchen?“

Was Marjan brauchen könnte, ist eine feste eigene Küche mit Platz für ihre Utensilien, die sie jetzt immer hin und her transportieren muss. Eine Küche, weiß sie, bietet ihr Geborgenheit und gibt ihr Trost, wenn der Sohn, die Eltern, die Heimat fehlen. Die Trennung von ihnen drückt sie oftmals nieder – dann flüchtet sie sich an den Backofen. „Immer, wenn ich traurig bin, will ich backen. Dann denke ich nichts Negatives mehr, nichts Schlechtes.“ Dann hat sie tröstliche Bilder im Kopf und ist weit weg mit den Gedanken, bei der Familie, den Straßen zu Hause, in denen sie Auto gefahren ist und Musik gehört hat. „Aber wenn die Gäste dann sagen ‘wow – ist das gut!‘ geht es mir wieder besser.“ Wie das kommt? Marjan lächelt. „Das ist die Schönheit. Gutes Essen ist wie schiefe Zähne behandeln – wenn etwas schöner ist als vorher, sind die Menschen glücklich. Und dann bin ich es auch.“

Das Interview führte Sabine Rheinholdeine Initiative des Runden Tisches Blankenese


Erst geflüchtet, jetzt geschätzt.
| Viktoriia Marchenko | Morteza B.

eine Initiative des Runden Tisches Blankenese

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