Mit Volldampf Kurs Blankenese
Lange war dieses Schiff auf der Elbe nicht mehr zu sehen, dabei gehört es zu den bekanntesten Traditionsschiffen im Hamburger Hafen. In dieser Saison ist es endlich wieder in Fahrt und bietet Mitfahrmöglichkeiten an, die auch regelmäßig an Blankenese vorbeiführen. Die Rede ist von dem historischen Dampfschiff SCHAARHÖRN, einem fahrbereiten Denkmal und zugleich Aushängeschild der Stiftung Hamburg Maritim. Das Schiff wird ausschließlich von Ehrenamtlichen betrieben.
Im Jahre 1907 wurde das elegante 42 Meter lange Dampfschiff SCHAARHÖRN als „Peildampfer“ vom damaligen Amt für Strom- und Hafenbau, dem Vorläufer der heutigen Hafenverwaltung HPA , auf der Werft Janssen & Schmilinsky auf Steinwerder (Schreibweise bis 1946: Steinwärder) bestellt und ein Jahr später in Dienst gestellt. Entstanden ist ein luxuriöser, schneller kohlebefeuerter Zweischrauben-Dampfer mit für damalige Zeiten modernster technischer Ausstattung.
Der Hamburger Senat wollte ein adäquates Schiff vorhalten, um Kaiser Wilhelm II. bei einer Fahrt durch den Hamburger Hafen beeindrucken zu können. Dazu kam es allerdings nie. Jahrzehntelang wurde der schmucke Dampfer als Peilschiff von Cuxhaven aus zur Seevermessung im Elbmündungsbereich eingesetzt. Zwischendurch wurde er auch für Repräsentationszwecke des Senats und als sogenannter Bereisungsdampfer genutzt. Eine wechselvolle Geschichte erlebte Mannschaft und Besatzung. So wurde die SCHAARHÖRN im 1. Weltkrieg als Führungsboot bei der Minensuche und im 2. Weltkrieg unter anderem zur Evakuierung von Flüchtlingen im Ostseeraum eingesetzt. Endgültig außer Dienst gestellt wurde das Dampfschiff tatsächlich erst 1972 und dann schließlich an privat verkauft, leider mit schlimmen Folgen. In einem bedauernswerten Zustand wurde es in Schottland in einem kleinen Hafen im Schlick entdeckt und kam nach entsprechenden Verhandlungen 1990 mit einem sogenannten „Dock-Schiff“ huckepack nach Hamburg zurück. Die Finanzierung erfolgte aus gespendeten Mitteln des Commerz-Collegiums zu Altona, einer Traditionseinrichtung Altonaer Kaufleute. Auf einer Hamburger Werft eines gemeinnützigen Jugendträgers wurde es im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme mit viel Liebe zum Detail unter Aufsicht des Germanischen Lloyd aufwändig originalgetreu restauriert und fahrbereit gemacht und der Stiftung Hamburg Maritim übereignet. Die SCHAARHÖRN wurde als erstes Schiff überhaupt in die Hamburger Denkmal-Liste aufgenommen.
Die SCHAARHÖRN wird seit 1995 in einem eigens gegründeten Förderverein von einer ausschließlich ehrenamtlich tätigen Besatzung als fahrendes Museum in Betrieb und Instand gehalten. Das unter Denkmalschutz stehende Schiff bietet in der Fahrsaison sogenannte Traditionsfahrten auf der Elbe für jedermann an, bei denen das Schiff während der rund 3,5-stündigen Fahrt von der Brücke bis zum Kessel besichtigt werden kann. Das Schiff bietet Platz für 85 Gäste und kann auch komplett gechartert werden. Die bordeigene Gastronomie liefert Speisen aus einer modern und professionell eingerichteten Schiffsküche.
Fester Liegeplatz der SCHAARHÖRN ist der Bremer Kai im Hansahafen, unweit des Großseglers PEKING und des Hafenmuseums. Dort kann es im Winterhalbjahr und zu besonderen Anlässen auch besichtigt werden.
Wer Lust hat, sich auf der SCHAARHÖRN zu engagieren, ist herzlich willkommen, teilt der Förderverein auf seiner Internetseite www.schaarhoern.de mit. Man suche Interessierte, die für den Erhalt und den Betrieb des fast 120 Jahre alten Dampfschiffes ihre Freizeit einsetzen möchten. Mitmachen könne, so der Verein, jeder, unabhängig vom Alter, Damen und Herren, Berufstätige, Arbeitslose, Rentner, Seebären und Landratten. Die Einsätze erfolgen entsprechend den jeweiligen Interessen und Fähigkeiten. Während der Fahrsaison werden Leute gebraucht, die mitfahren, z.B. als Kapitän, Matrosen, Decksleute, Ingenieure, Maschinisten, Heizer, Köche und viele Bordhelfer/innen, die den Service für die Gäste leisten.
Gunnar Hänselmann aus den Elbvororten ist einer von Ihnen. Als einer der letzten Dampfschiff-Kapitäne im Hamburger Hafen überhaupt fährt der rüstige Rentner regelmäßig als Kapitän auf der SCHAARHÖRN. Er ist damit bei Ausfahrten verantwortlich für das Schiff, seine 22-köpfige Besatzung und die Sicherheit der Passagiere.
Wie Gunnar Hänselmann dazu kam und was seine Aufgaben auf dem Schiff konkret sind, berichtet er in einem Audio-Interview, das Blankenese.de kürzlich mit ihm führte.
Peter Franz
Hier können Sie das Interview mit Gunnar Hänselmann hören:
Ein sehr schöner und informativer Artikel über die Scharhörn ,sehr interessant .Das Interview mit dem Kapitän Gunnar Hänselmann super .Als Kapitän trägt man eine sehr große Verantwortung für Gäste und Besatzung .Wie schön das es solche Menschen gibt die Lust auf ein Ehrenamt haben ,denn ohne die würde es keine Tradionsschiffe mehr geben, und das wäre sehr schade !