Baden ja, schwimmen nein

Der tödliche Badeunfall am vergangenen Freitag, bei dem ein 15-Jähriger, nachdem er von dem Turm am Falkensteiner Ufer gesprungen war, von der Strömung erfasst wurde und ertrank, hat ganz Hamburg erschüttert. Nun ist erschreckend deutlich geworden, wie gefährlich die Kletteraktionen und Mutproben direkt vor dem Falkensteiner Ufer sind.

Rettungseinsatz auf der Elbe am 18. Juni 2021 © blankenese.de

Turmspringen und auf „Uwe“ klettern sind nicht lustig, sondern tödlicher Leichtsinn. Ur-Blankeneser und Elbkenner Sören Sörensen, der kurz nachdem die ersten Retter an dem Strandabschnitt eintrafen selbst mit einem Motorboot auf der Elbe unterwegs war, schrieb am Folgetag einen Brief an HPA, DLRG und Wasserschutzpolizei, in dem er die lebensgefährliche Situation am Falkensteiner Ufer verdeutlicht. blankenese.de veröffentlicht diese mahnenden, eindringlichen Überlegungen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

anbei eine Einschätzung zum Unglück am Wrackstrand am 18.06.2021 zur Information. Eine längere Mail gleichen Inhalts ist vorhin an die HPA, das WSPK1 sowie die Feuerwehr gegangen.

Erkenntnis zum Unglück am 18.06.2021 um 19:10 Uhr und Vorschlag zur Lösung:

Am Wrackstrand läuft bei auflaufend Wasser (wie um 19:10 am 18.06) der Flutstrom mit 2,5 Knoten an einem Querstack vorbei, welches zwischen der „Uwe“ und der „Polstjernan“ in den Strom hereinragt. Genau dort bildet sich bei Flut direkt unter Land ein entgegengesetzt nach Westen laufender Neerstrom. Dieser ist direkt unter Land zwischen Strand und Flutstrom, gut zu erkennen an der Stromkante. Dieser Neerstrom versucht nun immer am Querstack vorbeizukommen, und muss dafür nach Süden ausweichen, und zieht somit Schwimmer raus in den Hauptstrom, wo sie im Flutstrom dann verunglücken. Das war bisher kein Problem, weil es genau präzise an dieser Stelle keinen Grund gab so weit raus zu schwimmen.

Aber:

Genau exakt an dieser gefährlichen Stelle im Strom/ Neerstrom/Stackbereich steht jedoch seit 2021 das neue Blankeneser Quermarkenfeuer. Ein Turm nebst Leiter, vermeintlich nahe genug um dort hinzuschwimmen, aber leider weiter draußen, als man normalerweise schwimmen würde. Dieser wirkt auf ortsfremde Badegäste wie ein Magnet, da will man hin, da will man sich festhalten, da will man herunterspringen. An der gefährlichsten Stelle des Strandes! Und nur einen Tag später (am 19.06.) ist es dort fast wieder zum Unglück gekommen. Zwei starke durchtrainierte Männer hätten es fast nicht zurück an Land geschafft. Dieses neue Quermarkenfeuer ist direkt ursächlich für das Unglück und weitere, die kommen werden.

Es gibt zwei Lösungsmöglichkeiten:

Entweder das Quermarkenfeuer muss wieder zurückgebaut werden, was kein Problem ist, denn sein navigatorischer Nutzen ist nicht hoch und rechtfertigt kein Menschenleben. Oder zumindest muss die Leiter abgebaut werden und ein großes mehrsprachiges Schild am Quermarkenfeuer installiert werden, welches auf die Gefahr hinweist.

Die Option dort einfach das Baden zu verbieten ist nicht zielführend, denn die Leute machen eh‘, was sie wollen. Das schafft auf dem Papier mitunter eine Lösung („Wieso, wir haben doch ein Schild aufgestellt“), aber in der Realität wird es der Sache nicht gerecht, insbesondere wurde dort in der Nähe schon immer gebadet, nur eben nicht so weit draussen wie das Quermarkenfeuer.

Mit freundlichen Grüßen

Sören C. Sörensen

2. Vorsitzender & Jugendwart

Blankeneser Segel-Club / BSC

Extrem gefährliches „Sit in“, auch durch die vielen scharfkantigen Stellen am Wrack von „Uwe“ © blankenese.de

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Alexander Drechsel am 24.06.2021 um 18:19

    Klar und unmissverständlich dargestellt. Danke Sören! Bleibt die Frage, ob HPA bzw. die FHH realitätsnahe Konsequenzen ziehen oder auf die „Papiervariante“ setzen.

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