Teilhabe | Inklusion leben – Hamburger Arbeitsassistenz
»Man geht sensibler miteinander um«
Erfahrungen im Team, in dem Menschen mit Assistenzbedarf integriert werden
Die Fähigkeiten von Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Behinderungen sind so individuell wie bei jedem anderen Menschen.
Eine Elterngruppe in Blankenese setzt sich dafür ein, dass ihre erwachsenen Kinder ihren individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten entsprechend Praktikumsplätze erhalten oder / und in den ersten Arbeitsmarkt eingegliedert werden: Hilfe kann von der Hamburger Arbeitsassistenz (HAA) kommen, die wir hier mit ihrer Arbeit vorstellen wollen:
Viele Arbeitgeber fürchten die hohen Anforderungen und Kosten der Barrierefreiheit durch Mitarbeitende mit Behinderung. Doch laut Inklusionsbarometer 2022 sehen 80% der Unternehmen keine Leistungsunterschiede. Vielfalt im Recruiting fördert Kreativität, Innovation und Mitarbeiterbindung. Menschen mit Behinderung sind oft loyaler und bringen zusätzliche Marktkenntnisse, z.B. zur Zielgruppe mit Beeinträchtigungen, ein. Inklusion stärkt zudem das Markenimage und verbessert das Betriebsklima. Finanzielle Unterstützung wie Zuschüsse oder Entlastungen bei der Ausgleichsabgabe erleichtert die Anstellung von Menschen mit Behinderung.
Die Hamburger Arbeitsassistenz unterstützt die aktive Mitgestaltung des beruflichen Lebensweges durch individuelle berufliche Orientierung und Qualifizierung in einem inklusiven Setting und orientiert sich an dem Konzept der „Unterstützten Beschäftigung“. Zentrales Element ist die berufspädagogische Begleitung am Arbeitsplatz, das Jobcoaching. Dabei werden die Menschen mit Assistenzbedarf an ihrem Arbeitsplatz begleitet, „manchmal arbeiten sie sogar mit“, ist die Beobachtung von Ronald Lux von Possel, Inhaber der Lux-Kantine im Altonaer Rathaus. Dort gibt er täglich 260 Essen an Behördenmitarbeiter aber auch an externe Kunden aus, die seinen guten und günstigen Mittagstisch genießen.
Lux von Possel berichtet gerne von der Begleitung durch die HAA.
Immer wieder kommen Praktikanten zu ihm in die Küche, arbeiten hier in einem Team von fünf bis sechs Leuten. „Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut es mit den Behinderten funktioniert. Die Einstellung wird sogar gefördert und wenn ich wollte, könnte ich jederzeit von einem auf den anderen Tag aus dem Programm aussteigen.“
Er will anderen Unternehmern Mut machen, es auch mal mit Menschen mit Assistenzbedarf auszuprobieren. „Es lohnt sich.“ Vor allem für die Zusammenarbeit der Mitarbeitenden innerhalb des kleinen Unternehmens. „Man geht sensibler miteinander um“, ist seine Erfahrung. „Warum sollte man bei diesen Voraussetzungen nicht einmal die Zusammenarbeit mit Behinderten probieren, zumal es derzeit nicht einfach ist, Mitarbeiter zu finden. Die HAA hilft dabei, die individuellen Stärken der Betreuten (HAA: „Wir sprechen von Klient*innen oder Teilnehmenden – und verzichten auf das Wort „betreuen/Betreute“ im allgemeinen) zu erkennen und sie entsprechend ihrer Fähigkeiten einzusetzen. Manchmal eher im Hintergrund, aber häufig auch im Service oder am Empfang.
Die HAA unterstützt durch berufliche Beratung und Orientierung in der beruflichen Bildung sowie bei der Vorbereitung auf den Arbeitsplatz. Entsprechende Entwicklungen sind im Rahmen zahlreicher Modellprojekte entstanden und erprobt. Die Praktika in den Unternehmen werden so eng wie nötig begleitet, die Präsenz der Jobcoaches nimmt über die Zeit der Qualifizierung am Praktikumsort ab.
Nach Abschluss eines Praktikums reflektieren die Jobcoaches die Ziele und Ergebnisse gemeinsam mit den Kunden. Auf diese Weise werden die Mandanten der HAA direkt in den Betrieben qualifiziert und erweitern bzw. konkretisieren ihre Vorstellung von einem für sie geeigneten und angestrebten Arbeitsplatz. Nicht selten bleiben sie als Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter im Unternehmen.
Inzwischen wird in der Lux-Kantine geschnippelt und die Zutaten für den Mittagstisch zusammengeworfen. Anschließend wird serviert und wieder abgeräumt. Alles eine Frage der Koordination. In diesem kleinen Team übernimmt jeder die Aufgaben, die gerade nötig sind. „Manchmal sind die Praktikanten am Anfang etwas schüchtern oder langsamer als andere“ weiß Lux von Possel. Aber das gibt sich mit der Zeit. Sowohl Mitarbeiter als auch Inhaber wissen um die Stärken und Schwächen ihrer besonderen Mitarbeiter. „Man sollte ihnen auf jeden Fall eine Chance geben“, meint er. Von Possehl lobt die enge Zusammenarbeit und transparente Kommunikation zwischen dem Betrieb, der Begleitung durch die HAA und den Betroffenen. „Wir nehmen alle Mitarbeiter so, wie sie sind – das gilt für jeden, mit oder ohne Einschränkung!“ Das ist wohl das Geheimrezept für den erfolgreichen Einsatz Behinderter Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Damit sich das weiter herumspricht und sich mehr Unternehmen im Hamburger Westen mit der Einstellung von Menschen mit Assistenzbedarf beschäftigen starten wir hiermit eine Öffentlichkeitskampagne über die regionalen Medien und individuelle Gespräche mit der Bezirkspolitik sowie zahlreichen Unternehmen in den gesamten Elbvororten. Wer sich wertvolle Arbeitskräfte und die großzügige Unterstützung durch die HAA sichern will, wird hier fündig:
www.hamburger-arbeitsassistenz.de
(Eine Elterninitiative im Hamburger Westen: www.du-mittendrin.de)