Blick in das Töpferatelier
Geschäftsführerin Angela Malet und ihr Team haben großes vor in der kleinen Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Schenefeld. Für eine barrierefreie Gesellschaft stehen sie jeden Morgen auf – und zwei Jahre nach dem Start des Pilotprojektes hat sich viel verändert. Trotzdem bleibt eine große Hürde: Das passende Grundstück, um noch viel mehr jungen Menschen einen Start in den Beruf auf dem ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Denn der Bedarf ist riesig. Und die Ansätze vielversprechend.
Sie digitalisieren Daten, beschäftigen sich erfolgreich mit Social Media, züchten Bio-Gemüse, töpfern im Atelier und vieles mehr. Die verschiedenen Berufsbildungsmöglichkeiten sind unter dem Begriff Talentschmiede zusammengefasst, die offiziellen Arbeitsbereiche heißen Talentschuppen. In der kleinen Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) des LebenshilfeWerks ELBE in Schenefeld ist vieles anders – nicht nur im Wording. Die Dienstleistungen passen in die Zeit, haben nichts mit Schraubensortieren oder Verpackungsaufträgen zu tun, wie es noch in vielen anderen Werkstätten üblich ist.
Werkstatt 2.0
Kein Wunder: Es handelt sich um Deutschlands erstes UN-Pilotprojekt, das die WfbM transformieren soll. Und das ist dringend nötig: „Deutschland wurde von den UN schon oft bezüglich der Werkstätten angemahnt. Schließlich ist Inklusion ein Menschenrecht. Und das heißt auch: Freie Wohn- und Arbeitsstättenwahl“, erklärt Angela Malet. Die studierte Wirtschaftspsychologin hat lange Jahre in der freien Wirtschaft Transformationsprozesse angestoßen und begleitet. Seit knapp zwei Jahren ist sie jetzt dabei, im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein das Konzept der WfbM zu transformieren. „Wir sind zwar eine sehr kleine Werkstatt, haben aber große Ziele. Wir engagieren uns für eine barrierefreie Welt, in der jeder Mensch so sein und werden kann, wie er gern möchte. Wenn wir das geschafft haben, gibt es das Wort „Behinderung“ vielleicht gar nicht mehr – weil niemand durch nichts „behindert“ wird. Mit dieser Vision sind wir an den Start gegangen“, so Angela Malet.

Einzigartige Struktur und Ausbildung
30 Kolleginnen und Kollegen sind mit viel Herzblut und Erfahrung dabei. Trotz widrigster Umstände (es gibt nicht mal ein Büro) haben sie viel erreicht. Ihre Struktur ist einzigartig: Die angebotene berufliche Bildung dauert 27 Monate, gliedert sich in drei Monate für die Orientierung, einem Jahr Grundkurs und einem Jahr Aufbaukurs. „Aktuell sind knapp 60 Kundinnen und Kunden bei uns. Statt dem offiziellen WfbM Wort „Beschäftigte“ sprechen wir von Kundinnen und Kunden. Wir hatten vom Land die Vorgabe eine Kundin oder einen Kunden in ein Berufspraktikum pro Jahr zu vermitteln, jetzt sind es schon elf. Bei uns heißt Werkstatt Boxenstopp – nicht Endstation. Wir haben Unternehmen, die mit uns bei Praktikumsplätzen kooperieren, wir haben aber auch schon Firmen, mit denen wir Arbeitsverträge verhandeln. Unsere Keramik verkaufen wir unter anderem in Shops nach Blankenese, Eppendorf und Nienstedten. Und unsere Bio-Züchtungen haben viele Fans“, freut sich Angela Malet über die bisherigen Erfolge. Talentschuppen und Talentschmiede sind dabei keine leeren Worte: „Jeder Mensch hat Stärken, genau hier setzen wir an. Wir setzen auf das Potenzial jedes Einzelnen. Wir haben hier deshalb unter anderem einen Coach, einen Persönlichkeitstrainer, der unseren Kundinnen und Kunden den Rücken stärkt. Auch das gehört zum Pilotprojekt.“

Viel Erfolg – und eine Hürde
Im Moment befindet sich die Werkstatt im Dannenkamp, in einem Industriegebiet – und platzt aus allen Nähten. Dazu kommen noch einmal vier Hektar Land im Aneken 25. „Wir wollen raus aus dem Industriegebiet. Wir wollen sichtbar werden, wir wollen mittendrin sein – und vor allem brauchen wir viel mehr Platz, um mehr jungen Menschen eine Zukunft zu bieten. Das Schlimmste ist, wenn wir jemanden, der zu uns will, nicht nehmen können. Und das sind viele. Zu viele“, erklärt Angela Malet.
Ein Platz in der Mitte der Gesellschaft
Der Traum war ganz nah: An der Blankeneser Chaussee gibt ein Grundstück mit Gewächshäusern, das der Muttergesellschaft Lebenshilfe Schenefeld e.V. gehört und das zehn Jahre leer stand. So sah es dort allerdings auch aus. „Alle haben angepackt und das Unmögliche möglich gemacht. Anfang Dezember 2023 haben wir aufgeräumt und einen Weihnachtsmarkt organisiert, der von den Schenefeldern und Blankeneserntoll angenommen wurde. Im Frühling 2024 haben wir dann ein grünes Paradies erschaffen – und haben Kräuter, Gemüse (alleine 43 verschiedene Tomatensorten) und Blumen verkauft.
Doch dann platzte der Traum: Aus wirtschaftlichen Gründen muss die Lebenshilfe Schenefeld e.V. das Grundstück verkaufen.“ Aber Angela Malet und ihr Team geben nicht auf: „Wir suchen weiter Grundstücke, aber wenn ich einen Wunsch frei hätte, erhoffe ich mir Spender, Sponsoren oder einen Investor, damit wir das Grundstück an der Blankeneser Chaussee erwerben und wieder nutzen können.“
Sabine Müntze
Dringend gesucht:
Spender, Sponsoren, Investoren
Um ihr UN-Pilotprojekt weiter voranzutreiben, braucht das LebenshilfeWerk ELBE viel Platz. Der Traum schien zum Greifen nah, nun muss ein Grundstück für 2,4 Millionen Euro gekauft werden. Wem die Zukunft junger Menschen ebenfalls am Herzen liegt, sollte Gutes tun und spenden:
LebenshilfeWerk ELBE gGmbH
GLS Bank / IBAN: DE10 4306 0967 2044 551700 | BIC: GENODEM1GLS | Betreff: #GrünInDieZukunft
Kontakt
Lebenshilfewerk Elbe gGmbH | Angela Malet – malet@lhw-elbe.de
Dannenkamp 21a, 22869 Schenefeld | 0176 40 42 26 47 (040 386 77 000)
Mehr Infos
Ein Blick auf die besondere Website (von den Auszubildenden selbst erstellt) lohnt: www.lhw-elbe.de

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