32 Kerzen gegen das Vergessen
In der Blankeneser Kirche wurde am 9. November der Blankeneser und Blankeneserinnen gedacht, die im Nationalsozialistischen Regime verfolgt und ermordet wurden. Vera Klischan fasst die eindringliche Stunde, in der viel über die Verantwortung der nachwachsenden Generationen gesprochen wurde, zusammen
Am Vormittag haben zahlreiche Blankeneser Institutionen – Schulen und Vereine – „ihren“ Stolperstein besucht. Die Jugendlichen haben den Stein geputzt und die Biographie des betreffenden Menschen mit einer Kerze dort hinterlassen. So laden die Steine zwar nicht zum Stolpern, aber zum Innehalten ein, um viele Vorbeilaufende an die schrecklichen Geschehnisse zu erinnern.
Am Nachmittag schloss sich um 16.30 Uhr in der evangelischen Kirche am Markt eine Gedenkveranstaltung an. Kleine und große Kinder, Jugendliche und ältere Menschen füllten die Kirche. Ganz offensichtlich war das Gedenken ein Anliegen aller Generationen.
Sören Sörensen, der vor zwei Jahren den Anstoß zu der Veranstaltung gab, sprach die Grußworte in der gut gefüllten Kirche. Er dankte den Jugendlichen für ihr erwachsenes Tun, mit dem sie die Toten in Erinnerung halten.
Die Namen der 32 Blankeneser Stolpersteine wurden danach am Altar vorgetragen. So entstand ein berührendes Bild der Jugendlichen mit den vielen Kerzen, die die Verfolgten und Ermordeten für einen Moment wieder in die Mitte des Lebens holten.
Pastor Plank begleitete wie immer gekonnt mit der Gitarre das Lied „Shalom Chaverim“. Jeden in der Kirche vereinte der Wunsch nach Frieden.
Dr. Jan Kurz, Historiker aus Blankenese, hielt eine beeindruckende Rede zur Einordnung des heutigen Tages. Er dankte den Jugendlichen ausdrücklich für ihren Mut, in diesen Tagen ihr Engagement und ihr Verantwortungsbewusstsein für die jüdischen Mitbürger in die Öffentlichkeit zu tragen. In diesen Zeiten aufgeheizter politischer Lager ist das keine Selbstverständlichkeit. Er zeigte die geschichtliche Bedeutung des 9. November in vielen anderen Jahren, nicht nur im Jahr 1938 auf. Diesen bezeichnete er als einen der dunkelsten Tage deutscher Geschichte. Um den Jugendlichen zu verdeutlichen, welch starke Vorurteile damals die Gesellschaft beherrschten, führte er einige konkrete Beispiele an. Welche Bedeutung dem Gedenken zukommt, verdeutlichte er durch ein Zitat von Richard Weizäcker „Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“
Blankenese hat an diesem dunklen Tag nicht die Augen verschlossen, sondern viele Kerzen der Erinnerung angezündet.
Erst jetzt komme ich dazu, einen Kommentar zu schreiben. Jugendliche haben Rosen an den Zaun des ehemaligen Hauses meiner jüdischen Großeltern, Hedwig und Dr. Walter Alexander, mit einem Text, den meine verstorbene Mutter vor vielen Jahren geschrieben hat, gehängt. Darüber habe ich mich sehr gefreut, vor allem da ich es selber nicht machen konnte, denn ich lebe in den USA. Ich würde mich sehr gerne bei den Verantwortlichen bedanken. Wenn jemand weiß, wer die Jugendlichen waren, dann wäre ich dankbar für Namen und Adresse.