Julia Karera-Hirth – die neue Pastorin

Jung, engagiert und offen für neue Wege –  das alles vereint Julia Karera-Hirth in ihrer Person. Seit Mai verstärkt sie das Pastorenteam der evangelischen Gemeinde in Blankenese. Erfahren Sie, wie ein Flyer der Nordkirche einen Lebensweg bestimmen kann. Vera Klischan hat sich mit der jungen Pastorin unterhalten.

Warum Blankenese?

Sehr einfach! Weil mir diese Stelle zugeteilt wurde. In unserer Landeskirche werden die ersten Stellen für neue Pastoren und Pastorinnen durch das Landeskirchenamt vergeben. Sie berücksichtigen dabei verschiedene Faktoren, um sicherzustellen, dass es eine gute Passung zwischen Pastorin oder Pastor und Gemeinde gibt. Ich hatte großes Glück, denn ich habe mir eine Position in einem Team gewünscht und genau das wurde mir zugeteilt. Das ermöglicht mir einen tollen Austausch von Ideen, verschiedenen Perspektiven und Fähigkeiten, die den Prozess der pastoralen Arbeit bereichern. Ein weiterer Aspekt, den ich hier in der Gemeinde sehr schätze, ist die starke Gemeinschaft von Ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Julia Karera-Hirth

 Wie/warum sind Sie Pastorin geworden? Gab es Vorbilder?

Die Initialzündung kam von meiner damaligen Klassenlehrerin: Sie gab mir einen Flyer der Nordkirche, auf dem zu einem Informationswochenende zum Theologiestudium eingeladen wurde. Ich bin dann damals mit einer Freundin hingefahren. Dieses Wochenende hat mich sehr geprägt. Die drei erforderlichen Fremdsprachen Latein, Griechisch und Hebräisch, die eine große Rolle im Theologiestudium spielen, haben mich zunächst jedoch zweifeln lassen. Deswegen habe ich mit Theologie im Nebenfach begonnen und Musikwissenschaften im Hauptfach. Nach einem Jahr habe ich festgestellt, dass Theologie genau das Studium ist, das ich studieren möchte – ich wollte mich noch intensiver mit theologischen Inhalten beschäftigen. 

Welche beruflichen Stationen gab es vor Blankenese?

Nur mein Vikariat in der Melanchthonkirche in Groß Flottbek – eine großartige Gemeinde, in der ich viel mitgestalten konnte. Hier in Blankenese trete ich nun meine erste Stelle als Pastorin an. 

Wie sieht ihre Arbeit in unserer Gemeinde aus? Machen alle alles oder gibt es Aufgabenteilung?

Wir werden die Aufgaben aufteilen, wenn unser Team im Herbst mit Frank Engelbrecht komplett ist. Dann werden wir für uns Schwerpunkte bilden, wobei es auch Überlappungen gibt. Ich gestalte den FaGo, den Familiengottesdienst, der wirklich ein Gottesdienst für die gesamte Familie ist, nicht nur für die Kinder. Nach den Sommerferien beginne ich gemeinsam im Team mit Anika Höber die Arbeit mit KonfirmandInnen.

Sie sind jung. Gehen Sie besonders auf die junge Generation zu?

Offenheit für die Ideen der jungen Menschen möchte ich als Signal nach außen schicken

Ich glaube fest daran, dass die Kirche einen besonderen Platz für die junge Generation hat und dass es wichtig ist, sich ihrer Bedürfnisse, Fragen und Herausforderungen bewusst zu sein. Die Kirche sollte ein sicherer Ort sein, an dem sie sich ausdrücken, nach Antworten suchen und Gemeinschaft erleben können.

Das bedeutet jedoch nicht, dass der Fokus nur auf der jungen Generation liegt. Die Schönheit einer Gemeinde liegt in ihrer Vielfalt – in der Interaktion zwischen den Generationen, in dem gemeinsamen Lernen und Wachsen. Es geht darum, Brücken zu bauen und den Austausch zwischen Jung und Alt zu fördern.

Was kann die Kirche jungen Leuten bieten?

Mir ist es von großer Bedeutung, dass die Kirche als ein sicherer Ort wahrgenommen wird, an dem Jugendliche ihre existenziellen Fragen stellen können. Die jungen Menschen hier bringen sehr tiefgründige Anliegen zum Ausdruck. In unserer Gemeinde ist es ermutigend zu sehen, dass die Kirche auch als alltäglicher Treffpunkt wahrgenommen und gelebt wird. Die jungen Leute kommen in den Schulpausen, die Tür ist immer offen für sie; diese Kultur der Offenheit und Zugänglichkeit in unserer Gemeinde hat mich sehr beeindruckt.

Muss Kirche sich verändern, um attraktiv zu bleiben?

Ich glaube, dass Kirche sich weiterentwickeln muss, um für alle Generationen attraktiv und relevant zu bleiben. Wir müssen offen für Fragen und Zweifel sein und einen sicheren Raum für Diskussionen und Dialog bieten. Hierzu gehört auch, bereit zu sein, sich mit den sozialen und ökologischen Fragen unserer Zeit auseinanderzusetzen und uns für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.

Wichtig ist eine Gemeinwesenorientierung: Der Blick in den Stadtteilum die Herausforderungen vor Ort zu sehen und anzunehmen. Kirche muss sichtbar sein und jegliches Handeln muss mit den Menschen zu tun haben.

Ist die aktuelle Situation – Krieg, Klimakrise, Inflation mit steigenden Preisen, Vertrauensverlust in Bezug auf politischen Parteien – eine Chance für die Rolle der Kirche?

Kirche hat immer auch eine politische Dimension. Sie muss sich gegen Missstände positionieren und einen aktiven Einsatz gegen Ungerechtigkeiten zeigen.  Ich bin beeindruckt welch großartige Leuchtfeuerprogramme mit großer Strahlkraft manche Gemeinden auf die Beine stellen, z.B. Wohnprojekte für Geflüchtete.  Flexibilität kommt der Kirche manchmal abhanden – wir sind oft auf tradierten Wegen unterwegs und benötigen mehr Mut zum Ausprobieren.

Gibt es etwas, das Sie sich besonders vorgenommen haben für diese Gemeinde, etwas, das Sie verwirklichen möchten?

Ich bin noch in der Phase des Erspürens wie die Gemeinde funktioniert. Ich bin kein Freund davon, „alles über den Haufen“ zu werfen. Mir ist es vor allem wichtig, die Menschen im Stadtteil kennenzulernen und zu schauen, was sie bewegt, was ihre Sorgen und Hoffnungen sind. Großartig unterstützt werde ich dabei von meinem Kollegen Klaus Poehls.

Liebe Frau Karera-Hirth, ich danke Ihnen herzlich für Ihre Zeit und wünsche Ihnen, dass viele auf Ihren Wegen mitgehen und entdecken, was Kirche auch in diesen Zeiten – oder vielleicht gerade jetzt – zu geben hat.

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Ludger Alofs am 29.07.2023 um 9:55

    Frau Karera-Hirth wünsche ich Gottes Segen und eine sehr große Offenheit für die nachwachsende Generation, die manches anders machen und im Gottesdienst anders gestalten möchte als die alt gewordenen. Auch die ältere Generation braucht „ihre“ Gottesdienste. Beide Generationen suchen ihren Weg zu Gott in ihrer Gemeinde.
    Ganz liebe Grüße von einem Rheinländer aus Krefeld mit Bezug zum Norden.
    Ludger Alofs

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