Antje Müller – von der Elternkammer in die Politik
Es fing alles mit zwei Kindern in der Gorch-Fock-Schule an. Unterschiedliche Unterrichtskonzepte weckten die Neugier von Antje Müller. Über den Elternrat landete sie schließlich in der Elternkammer. Eloquent, engagiert und effizient wie ist blieb es nicht dabei. Ein Anruf aus der Hamburger CDU machte sie zur hoch engagierten Lokalpolitikerin, die für unseren Stadtteil zuständig ist – und das im Ehrenamt. Vera Klischan hat nachgefragt.
Was hat Sie zu Ihrem politischen Engagement bewegt?
Ich hatte zwei Kinder an der Gorch-Fock-Schule und bin darüber Vorsitzende der Elternkammer geworden. Die beiden sehr unterschiedlichen Lehrer meiner Kinder haben Fragenzeichen in mir ausgelöst, was die pädagogische Arbeit betrifft. Das war der Auslöser für mein Engagement. Die CDU ist durch mein ehrenamtliches Engagement in der Elternkammer auf mich aufmerksam geworden.
Welche Qualifikationen bringen Sie mit? Welche Eigenschaften sind aus Ihrer Sicht unverzichtbar für ein politisches Amt?
Man muss mit Menschen umgehen können und Zugang zu sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten finden. Kontrovers erscheinende Positionen muss man mit viel Geschick vereinen und Lösungen erzielen. Gelingt das nicht, muss man den Mut aufbringen, eigene Entscheidungen zu treffen und in der Öffentlichkeit dafür einzustehen. Gute Beispiele dafür sind Wohnungsbau oder Spielplätze. Eigentlich wollen es alle, aber nicht so gern in der eigenen Straße. Wenn ich zu der Überzeugung komme, dass das Gemeinwohlinteresse gegenüber den Einzelinteressen der Nachbarn überwiegt, muss ich den potenziellen Unmut der Anlieger aushalten.
Engagement und Flexibilität sind unverzichtbar, ebenso wie die Lust auf komplexe Sachverhalte. Vor Eitelkeit sollte man sich hüten, sie versperrt den Blick für sachgerechte Lösungen. Neben den persönlichen Voraussetzungen sind natürlich Gremienerfahrung und politische Fachkenntnis sehr wichtige Qualifikationen. Die bringe ich durch meine langjährige Erfahrung in der schulischen Elternvertretung mit.
Welchen Schwerpunktbereich bearbeiten Sie in Ihrer Partei?
Auf Landesebene ist es die Bildungspolitik. Ich leite den Landesfachausschuss Bildung. Im Bezirk bin ich die Sprecherin für die Bereiche Haushalt und Sport. Sportliche Betätigung ist für die Jugend so außerordentlich wichtig und das kostet Geld.
Gibt es für einen Politiker/in geregelte Arbeitszeiten oder muss man sich von Freizeit verabschieden?
Eine der größten Herausforderung für mich ist, es eine Grenze zu ziehen. Ich könnte unendlich weitermachen, noch mehr sprechen, noch mehr lesen, noch mehr Informationen sammeln. Die Arbeit auf dem Tisch ist immens. Aber man muss einen Weg finden, die zur Verfügung stehende Zeit gewinnbringend für unser Gemeinwohl einzusetzen. Man darf sich nicht verzetteln. Das fällt mir nicht immer leicht. Außerdem muss ich aufpassen, dass die Aufgabe mein Privatleben nicht zu sehr belastet.
Es gibt immer mehr Respektlosigkeiten Politikern gegenüber. Haben Sie auch schon diesbezügliche Erfahrungen gemacht?
Hellhörig wurde ich, als eine Freundin mir von respektlosen Reaktionen auf meine Social Media Posts berichtete und mich fragte, ob es viel auszuhalten gelte. Für mich waren die betreffenden Einträge nicht belastend. Ich habe wohl mit der Zeit schon eine gewisse Resilienz entwickelt. Als junge Frau hätte ich es wahrscheinlich nicht ausgehalten.
Wie kann man sich dagegen schützen?
Ich glaube an die Sache und bin von einem guten Team umgeben. Das gibt mir viel Kraft.
Was verbindet Sie mit Blankenese?
Blankenese ist für mich Heimat, Zuhause. Es ist ein Geschenk hier leben zu dürfen.
Wieviel Selbstbewusstsein muss man mitbringen, um als Politiker erfolgreich zu sein und sich auf social media regelmäßig in Szene zu setzen?
Wenn man Dinge für die Gesellschaft erreichen will, muss man den Mut aufbringen, sich zu zeigen. Damit wird man angreifbar und man läuft auch Gefahr zu scheitern. Man muss den Mut haben sich für die Sache zu streiten. Wenn man auch trotz bester Vorbereitung einen Fehler gemacht hat, muss man die Stärke beweisen, diesen einzuräumen und sich sich zu korrigieren und daraus zu lernen.
Was sind ihre Hauptanliegen für Blankenese?
Sport- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Als Lokalpolitikerin habe ich nur auf bestimmte Bereiche Einfluss und das sind Sportanlagen und Freizeitflächen sowohl für Sportvereine als auch unterhalb des Vereinssports.
Was ist ihr bisher größter politischer Erfolg für Blankenese?
Das ist die Sportanlage in Dockenhuden. Die Leichtathletikanlage stand kurz vor der Schließung, nun wird sie komplett modernisiert. Im Februar 2025 fällt die letzte Entscheidung, aber ich bin sehr zuversichtlich. Das Geld wurde durch politischen Druck aufgebracht vom bezirklichen Sportstättenbau. Der Druck kam von der Lokalpolitik in Blankenese. Der Konflikt zwischen dem Ausbau des Sülldorfer Kirchenwegs und der Sportanlage Waldesruh konnte durch mein bezirkspolitisches Engagement aller Voraussicht nach auch gelöst werden. Der Fußweg des Sülldorfer Kirchenweges sollte über das Vereinsgelände geführt werden, was für den Verein große Probleme bedeutet hätte. Aufgrund eines Antrags der CDU muss die Politik nun prüfen, ob das vermieden werden kann. Es gab bereits Signale aus dem Bezirksamt, die mich optimistisch stimmen. Es macht mich sehr froh, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte, die Situation für den Sport hier bei uns zu verbessern.
Welches Ziel wollen Sie in den kommenden vier Jahren für Blankenese umsetzen?
Ganz wichtig ist die Sicherheit am Elbstrand. Die HPA (Hamburg Port Authority) hat die Sicherungspflicht für die lebensbedrohlichen Gefahren, die durch die Fahrrinne verursacht werden. Ein großes Anliegen ist der Sport und die Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements der Interessengemeinschaft Blankenese und von „Blankenese miteinander“, die unseren Stadtteil lebendig halten.
Liebe Frau Müller, herzlichen Dank für Ihre Zeit, aber vor allem für Ihr großes Engagement. Politik ist diesen Zeiten ein schweres Geschäft. Allzu oft stehen sie alle im Mittelpunkt der Kritik. Ich möchte Ihnen danken, dass Sie sich so beherzt und engagiert für die Blankeneser Bürger und Bürgerinnen einsetzen.