Rose Pauly – ein Leben für die Politik
Rose Pauly ist eine Hamburger Politikerin der Freien Demokratischen Partei (FDP) und ehemaliges Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Sie blickt auf ein Leben in hoher Verantwortung zunächst als stellvertretende Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes und seit 1982 auch in der Politik zurück. Und es ist noch lange nicht Schluss. Vera Klischan hat sich mit Rose Pauly über ihr Leben als Politikerin unterhalten.
Was hat Sie zu Ihrem politischen Engagement bewegt?
Mein Eintritt in die Politik ist lange her. Er begann1982 als Neumitglied der FDP. Damals war es für die Partei so schwierig wie heute und ich wollte ein bisschen helfen. Ich gehörte zum Kreisverband Blankenese, die freundliche Aufnahme beeindruckte mich. Vielleicht kam ich in mein politisches Engagement auch durch die Verbandsarbeit im DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband). 1980/81 sollte die Getränkesteuer eingeführt werden. Wir haben mit den Wirten und Hoteliers der Stadt eine Riesenkampagne gegen die von uns so benannte „Durststeuer“ betrieben. Die SPD beschloss die Getränkesteuer und verlor die Wahl, die CDU schaffte sie wieder ab.
Zuerst war ich ganz normales Parteimitglied, dann bin ich auf freie Positionen im Landesvorstand gerutscht und 1984/85 auf die Bürgerschaftsliste und wurde Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Das war eine sehr spannende Sache, habe sehr viel über die Stadt gelernt und zusammen mit anderen das ein oder andere bewegt.
In die jetzige Bezirksversammlung bin ich über ein gewonnenes Direktmandat gekommen, bin jetzt zuständig für Verkehrspolitik. Meiner Partei bin ich sehr dankbar, dass ich das machen darf, viel mit jungen Menschen zusammen bin, mich engagieren kann und meinen Grips anstrengen muss.
Welche Qualifikationen bringen Sie mit? Welche Eigenschaften sind aus Ihrer Sicht unverzichtbar für ein politisches Amt?
Man muss auf Menschen zugehen können. Das konnte ich früher nicht, habe es in der Politik gelernt und auch in meinem Beruf als Gastwirtin. Man muss Menschen am Infostand ansprechen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Man muss aber auch einstecken können. Immer wieder gibt es Zwist und innerparteilichen Ärger. Mitunter wird man sogar von Bürgern beschimpft.
Ganz wichtig ist es, seine wirtschaftliche Existenz nicht an Parteiämter zu hängen. Man muss sich beruflich so aufstellen, dass man auch ohne politisches Amt, das schnell vorbei sein kann, ein gesichertes Auskommen hat.
Welchen Schwerpunktbereich bearbeiten Sie in Ihrer Partei?
Im Parlament Verkehrs- und Wirtschaftspolitik, in der Partei vor allem Finanzpolitik.. Vermutlich durch mein Studium ist und bleibt mein politischer Schwerpunkt die Finanz- und Haushaltspolitik. Bin auch Vorsitzende des Landesfachausschusses Finanzen, Steuern, Haushalt und Mitglied im betreffenden Bundesfachausschuss.
Im Sommer vertraute mir unsere Bezirksfraktion die Verkehrspolitik als Schwerpunkt an, außerdem die Zuständigkeit für den Stadtteil Lurup. Klar, dass ich in meinem Wahlkreis Blankenese, Rissen, Sülldorf immer ansprechbar bin.
Gibt es für einen Politiker/in geregelte Arbeitszeiten oder muss man sich von Freizeit verabschieden?
Nein!! Geregelte Arbeitszeiten gibt es nicht. In kleinen Fraktionen wie der FDP kommt natürlich mehr Arbeit auf den Einzelnen zu. Ausschusssitzungen sind Pflichttermine, dazu kommen noch viele andere Termine. Freizeit darf die Lücken füllen. Damit komme ich ganz gut zurecht.
Es gibt immer mehr Respektlosigkeiten Politikern gegenüber. Haben Sie auch schon diesbezügliche Erfahrungen gemacht?
Nein, gar nicht. Vielleicht ist es ein Vorteil, dass ich im Westen lebe und hier auch Wahlkampf mache. Selbst Menschen, die mit der FDP überhaupt nichts „am Hut“ haben und das auch klar äußern, bleiben dabei gesittet.
Was verbindet Sie mit Blankenese?
Ich wohne hier seit 1972, die Elbvororte sind meine Heimat geworden. Als Vorkriegskind habe ich in meiner Kindheit und Jugend nirgendwo lange gelebt. Geboren bin ich in Düsseldorf. Während des Krieges habe ich eine Zeit auf einem Bauernhof der Familie verbracht und viel über Landwirtschaft und das Leben auf dem Land gelernt, vielleicht der Grund, dass ich die Sülldorfer Feldmark liebe.
Was sind ihre Hauptanliegen für Blankenese?
Noch hat Blankenese ein intaktes Geschäftsviertel mit Einzelhandel, Kino, Gastronomie und Wochenmarkt. Ein Bürgerrat soll nun gegründet werden, der sich mit der künftigen Verkehrspolitik im Viertel befassen soll. Wie groß wird der politische Einfluss durch die vom Amt ausgesuchte Leitung und Betreuung des Gremiums sein? Soll hier ein „Freiraum Blankenese“ entstehen?
Welches Ziel wollen Sie in den kommenden vier Jahren umsetzen?
In der Bezirksversammlung geht es nicht um großartige Politikvorhaben sondern um eher kleinteilige Sachverhalte: wie schützen wir Wohnviertel vor Durchgangsverkehr, wie verhindern wir, dass durch grüne Verkehrspolitik kleine dezentrale Geschäftsviertel lahm gelegt werden, wie sichern wir den Schulweg unserer Kinder, wie erhalten wir der Gastronomie die Bewirtung draußen im Freien. Als Mitglied der Geschäftsführung des Stadtteilbeirats Luruper Forum engagiere ich mich z.B. für den Erhalt der Freiwilligen Feuerwehr durch Neubau am jetzigen Standort statt Verlegung an den Rand des Stadtteils. Das würde die Schnelligkeit des Einsatzes behindern und die vorbildliche Jugendarbeit erschweren. Leider konnten wir uns bis jetzt nicht durchsetzen.
Weiteres Beispiel: Elbgaustraße. für einen neuen Fahrradweg sollten 45 alte Bäume gefällt werden. Der fachlich fundierte Gegenvorschlag der Luruper Bürger würde 40 Bäume retten. Leider wurde er nur zum Teil übernommen, für das Grüne Mobilitätskonzept ist kein Baumopfer zu schade.
Was steht noch an?
- In der Sülldorfer Feldmark ist ein Gebiet für den Bau von Windrädern vorgesehen – Naturschutz hat das Nachsehen. Ich hoffe dass unsere Bürger sich dagegen wehren und uns dabei unterstützen.
- Lurup entwickelte sich aus einem Straßendorf und hat bis heute kein richtiges Ortszentrum. Werden die jetzt vorliegenden Pläne zum Ausbau der Luruper Hauptstraße zur Magistrale tatsächlich umgesetzt, bedeutet das eine weitere Vertiefung der Trennung beider Ortsteile. Die gewünschte und von den Lurupern entworfene Schaffung eines Zentrums kann dann nicht mehr entstehen. Mit Vorkaufsrechten auf private Vorgartengrundstücke, um drei Meter breite Fahrradwege zu bauen, schafft Hamburg enteignungsgleiche Verhältnisse. Die Luruper wollen sich wehren und haben meine volle Unterstützung.
Liebe Frau Pauly, ich danke Ihnen für das Gespräch. Politik ist ein schwieriges und mitunter auch undankbares Geschäft. Es ist beeindruckend, welch langen Weg Sie engagiert und offensichtlich immer noch mit Leidenschaft gegangen sind und weitergehen.