Backhandwerk in vierter Generation

Jedes Jahr kommen die Drittklässler in Körners Backstube in der Blankeneser Landstraße, um mehr über den Weg vom Korn zum Brot zu erfahren. Diese Führung übernimmt Inhaberin Sabine Möller am liebsten selbst.

Schulkinder besuchen die Backstube
Teig kneten, Portionen abmessen, Zöpfe flechten: Sabine Möller zeigt Schulklassen, was Backkunst ist

Sie erzählt dabei so begeistert über die Handwerkskunst des Backens, dass viele Schüler ihren Eltern künftig vehement von den blassen Einheitsbrötchen aus dem Supermarkt abraten. Handgefertigte Backwaren nach eigenen Rezepten sind für die Unternehmerin eine Herzensangelegenheit – und eine Familientradition.

Blankeneser Traditionsunternehmen
Als der Urgroßvater die Bäckerei Körner 1901 an der Landstraße gründete, sorgte der Standort für ironische Kommentare bei den Blankenesern, denn das Zentrum des Fischerdorfs mit diesem Namen lag damals noch ein ganzes Stück entfernt am Elbhang. Doch schon als der Großvater die Bäckerei übernahm, rückte der Blankeneser Ortskern Stück für Stück an die Bäckerei heran.

Aber auch die Backstube bewegte sich, wenn auch nur vom geschützten Keller des Hauses Nummer 13 in das Erdgeschoss. Der Vater von Sabine Möller wagte diesen Schritt 1976, überzeugt davon, dass es keinen Krieg mehr geben würde und damit die Kellerlage künftig überflüssig sei. Doch wer würde nach ihm das Familienunternehmen führen?

„Bis ich zehn oder zwölf war, wollte ich Bäckerin werden“, erzählt Sabine Möller. „Aber als es dann auf das Abitur zuging und alle erzählten, was und wo sie studieren würden, da fand ich das nicht mehr so toll.“ Auch ihre Geschwister entschieden sich für andere Berufe.

Doch nach einem Betriebswirtschaftsstudium und einigen Jahren im Büro begann die Bäckerstochter über Kinder nachzudenken und wie sich Beruf und Familie am besten verbinden lassen könnten. „Den Ausschlag gab der Kommentar einer Freundin, die sagte: Du kannst so toll organisieren, schade eigentlich, dass Du nicht selbstständig bist“, erinnert sich die Unternehmerin. „Ein paar Tage später hatte mein Vater Geburtstag. Und da war mein Geschenk für ihn, dass ich das Geschäft in vierter Generation übernehmen würde.“

Zum Brot- und Brötchenbacken gehört viel handwerkliches Können. Frühmorgens stehen die Bäcker unter Dampf

Beliebte Hamburger Spezialität: Franzbrötchen
Sabine Möller machte eine Konditorlehre bei Rüdiger Nehberg und dann eine Bäckerlehre beim langjährigen internationalen Verbandsleiter Peter Becker: „Also, dieses Herumpusseln als Konditor, das gefällt mir schon. Aber beim Backen schafft man mehr, das mag ich einfach noch lieber.“ Die Bäckerin genießt das sinnliche Gefühl, den seidenweichen Hefeteig zu kneten und zum Beispiel zu einem Franzbrötchen zu formen.

Überhaupt, die Franzbrötchen: Die Bäckerei Körner bekommt zwar jedes Jahr eine ganze Reihe von Auszeichnungen für ihre Brote und Backwaren. Aber auf die Auszeichnung für die besten Franzbrötchen Hamburgs, die es 2011 gab, ist Sabine Möller besonders stolz. „Ich liebe Franzbrötchen. Heute Morgen konnte ich noch nicht frühstücken. Jetzt sind gerade die Franzbrötchen aus dem Ofen gekommen und ich habe mir gleich eins vom Blech genommen. Es war noch ganz heiß, hmmm – lecker!“

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