Eine Gemeindeakademie für alle

Eine eigene GemeindeAkademie im Stadteil! Wo gibt es das? In Blankenese und zwar seit 15 Jahren. Es wird Zeit, dass diese großartige Einrichtung an dieser Stelle mit ihrem weit gefassten Programm vorgestellt wird. Auch durch Corona lässt sich die Leiterin der GemeindeAkademie, Frau Susanne Opatz, nicht unterkriegen. Vera Klischan hat sich für blankenese.de mit ihr unterhalten.

Liebe Frau Opatz, was ist eine GemeindeAkademie? 

Die GemeindeAkademie gibt es inzwischen seit 15 Jahren. Sie hat sich aus unserem immer schon vielfältigen Gemeindeleben heraus entwickelt – und bietet entsprechend vielfältige Themen an. Sie möchte Raum schaffen für den Austausch über aktuelle Fragen und Themen, die die Menschen in der Gemeinde und in Blankenese beschäftigen. 

Es begann schon vor rund 20 Jahren mit einer Reihe von Vorträgen – vor allem auch zum interreligiösen Dialog – die jedes Jahr im November während der ökumenischen Friedensdekade stattfanden. Übers Jahr verteilt kamen immer mehr Einzelveranstaltungen dazu, nach und nach entwickelten sich unterschiedliche Themenbereiche. Es fehlten aber der rote Faden und eine gute Koordination. Und so entstand die Idee, die Veranstaltungen zu bündeln und unter einem Dach stattfinden zu lassen. 2006 wurde schließlich die GemeindeAkademie gegründet. 

Es hat sich ein Rhythmus entwickelt, so dass der Gemeindesaal fast jeden Mittwochabend für die Akademie reserviert ist. 

Susanne Opatz©privat

Welche Themen bieten Sie an? Sind es vorwiegend theologische Themen?

Natürlich Angebote zu theologischen Fragen, zum Glauben und zur Spiritualität, darunter zum Beispiel Fortbildungen zur Liturgie unserer Gottesdienste, gemeinsame Bibellektüre und Gesprächsrunden dazu. Dazu laden unsere Pastores ein. Und es gibt theologische Vorträge zu einer zeitgemäßen Glaubenspraxis, die sich zugleich mit einer Verantwortung für die Gestaltung unserer Gesellschaft verbindet. So hatten wir die  Professoren Jörns und Halbfas zu Gast, beide Vertreter der „Gesellschaft für eine Glaubensreform“. Mit den Vorträgen setzen wir nicht nur „Einzelschlaglichter“. Die Themen lehnen sich an das Kirchenjahr an.  

Einmal im Monat gibt es das Literaturcafé. Ein weiteres Themenfeld bilden Meditation und Spiritualität mit Einkehrtagen und gemeinsamem PilgernFür das 2. Halbjahr 2021 etwa ist in diesem Rahmen ein Seminar geplant mit dem Titel „Christliche Feste vertiefend feiern“Ökumene und Weltethos, der interreligiöse Dialog spielen eine Rolle. Migration, Politik und Gesellschaft, nachhaltiges Wirtschaften und eine entsprechende Zukunftsgestaltung, Fragen der Digitalisierung, ihrer Auswirkungen auf die Wirtschaft und und uns Menschen, Kirche und Kunst, kunst- und kirchenhistorische Themen – die GemeindeAkademie deckt also ein breites Spektrum ab.

Wir kooperieren gern auch mit anderen Institutionenz.B. dem Diakonieverein Vormundschaften und Betreuungen, dem Hospiz, dem Förderkreis Historisches Blankenese und dem Zukunftsforum. Mit dem Kino Blankenese haben wir vor Corona mehrfach im Jahr gemeinsame Filmabende organisiert – ein schönes Zusammenwirken, was wir hoffentlich künftig wieder aufnehmen können.

Die Formate sind ganz verschieden – von Abendvorträgen am Mittwoch über Ausstellungseröffnungen am Sonntagvormittag bis zu Filmabenden am Montag. 

Einmal im Monat treffe ich mich mit den Pastores, den Kolleginnen aus dem Gemeinde-Team und einem Kreis von Ehrenamtlichen, jeweils Expertinnen und Experten für ein bestimmtes Themenfeld. Gemeinsam besprechen wir aktuelle Themen und entwickeln daraus das Programm. 

Ein kleiner Eindruck des vielfältigen Programms ©Vera Klischan

Wie rekrutieren Sie die Referenten*innen?

Zum Teil über die Ehrenamtlichen durch deren berufliche Umfelder. Für bestimmte Themen, die uns interessieren, sprechen wir Personen an, die uns kompetent erscheinen: Wissenschaftlerinnen, Autoren, Theologinnen und Professoren – in der Regel mit gutem Erfolg. 

Welche „Vorlieben“, besonders beliebte Themenbereiche gibt es?

Das ist ganz schwierig einzuschätzen. Mehrfach habe ich schon gedacht: ‚Heute wird es richtig voll werden‘ voll werden – und dann saßen da 15 Leute. Aber oft ist es auch umgekehrt. Der Erfolg ist nicht immer erklärbar. Unsere Reihe zur Digitalisierung etwa war meist sehr gut besucht. Ob ein Vortrag Resonanz findet, ist jedoch nicht nur themenabhängig. Manchmal liegt’s am Wetter oder am Fernsehprogramm. Sogar Fußball ist ein Konkurrent. 

Hoffentlich bald wieder im Gemeindehaus ©Vera Klischan

Wie wirkt sich Corona auf die Vorträge aus?

Im März 2020 war plötzlich Schluss. Der Lockdown überraschte uns kalt! Niemand dachte, dass es so lange dauert. Es hat eine Weile gebraucht, bis wir uns zu Zoom-Vorträgen durchgerungen haben. Denn es war uns klar, dass wir unsere Kern-Klientel damit nicht erreichen. Die Menschen möchten ins Gemeindehaus kommen. Sie suchen die Begegnung mit anderen.

Im Frühsommer vergangenen Jahres haben wir zweimal Videobeiträge auf unserer Homepage eingestellt, darunter ein Gespräch von Pastorin Melchiors und Vikarin Lisa Fischer mit einer Professorin aus Kiel. Die Resonanz darauf war erstaunlich gut. Thema: Zukunft der Kirche. Aber solche Formate sind teuer! 

Von August bis November waren unter Corona-Bedingungen dann zum Glück wieder Präsenzvorträge möglich, mit vergleichsweise wenigen Gästen im Gemeindehaus natürlich.

Dann kam der zweite Lockdown. Im Januar dachten wir dann, wir müssen etwas tun und haben uns an Veranstaltungen via Zoom herangewagt. Im vergangenen Jahr waren übrigens auch noch nicht alle angefragten Referenten dazu bereit. Derzeit bieten wir Zoom-Vorträge in lockerer Folge an. Ich bin überrascht, wie gut sie angenommen werden – nicht von unseren Stammgästen, aber dafür erreichen wir andere Menschen. Deshalb erwägen wir, nach der Pandemie zweigleisig zu fahren – Digital- und Präsenzvortrag! Das machen wir abhängig vom Thema!! 

Darf man auch kommen, wenn man nicht zur evangelischen Kirche gehört? 

Unbedingt!!! Die GemeindeAkademie bietet ein Programm für den Stadtteil und darüberhinaus für den Hamburger Westen! Die Themen haben gar nicht immer etwas mit Kirche zu tun. Wir greifen gesellschaftliche oder kulturelle Fragen auf.

Wie erfahre ich von den Vorträgen?

Über den Gemeindebrief, der jeden Haushalt erreicht, über das gedruckte Halbjahresprogramm und digital über unsere Webseite. Im Klönschnack ist es zu lesen und über die großen Plakate.

Was ist Ihnen noch wichtig zu sagen!!

Menschen, die sich für bestimmte Themenbereiche interessieren, sich gut darin auskennen und die Lust haben, das Akademie-Programm mitzugestalten, mögen sich unbedingt bei mir melden. Für die Bereiche Philosophie und Theater bräuchten wir zum Beispiel Verstärkung!

Und ein bisschen werben möchte ich für eine ganz sicher spannende Veranstaltung im Juni – ein Podiumsgespräch zur derzeit aktuellen Frage „Ist unsere Demokratie in Gefahr?“. Mit dabei sind die Studentin Annika Rittmann, das Hamburger Gesicht von Fridays for Future, und der Politikwissenschaftler Dr. Dietmar Molthagen vom Julius-Leber-Forum. Die Veranstaltung sollte Ende März via Zoom stattfinden und wir hatten mit großem Zuspruch gerechnet, aber es gab nur wenige Anmeldungen. Deshalb starten wir am Mittwoch, 23. Juni, einen zweiten Anlauf – und freuen uns auf viele Gäste! 

Liebe Frau Opatz, herzlichen Dank für Ihre Zeit und den Einblick in ein ziemlich einmaliges Stadtteilangebot. Ich wünsche Ihnen, dass Sie in absehbarer Zeit wieder Präsenzvorträge abhalten können mit der herrlichen Mischung aus Weiterbildung und Begegnung bei Brot und Wein. Aber ich glaube, dass Corona auch ein wenig den Horizont für neue elektronische Möglichkeiten geöffnet hat.

So erreichen Sie die Akademie:

www.blankeneser-kirche.de/gemeindeakademie  

susanne.opatz@blankenese.de, Tel. 866 250-16

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