Die Nachbarn machen es vor

Der Bauverein der Elbgemeinden eG (BVE) ist die größte Wohnungsbaugenossenschaften Hamburgs. Der BVE zählt mehr als 22.000 Mitglieder und verfügt über einen Bestand von 14.473 Wohnungen. Gegründet im Jahr 1899 mit dem Ziel, die katastrophale Wohnsituation von Arbeitern und Geringverdienenden zu mildern. Heute bietet der BVE seinen Mitgliedern zeitgemäßen, attraktiven und bezahlbaren Wohnraum mit Immobilien in den Elbvororten, Altona, Harburg, Mitte, Eimsbüttel, Wandsbek, Norderstedt, Seevetal, Bergedorf, Winterhude und der HafenCity.

Der BVE realisierte den ersten Mobilätshub im Hamburger Westen am Bahnhof Iserbrook ©BeRa

Nachhaltigkeit und ein gesundes Wachstum prägen die Philosophie des BVE. 

Im Sommer 2021 wurde ein bemerkenswertes Mobilitätsprojekt in Iserbrook realisiert, das einen erheblichen Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung unserer Stadt hat. Der erste Mobilitätshub im Hamburger Westen befindet sich direkt am Bahnhof Iserbrook, im Heidrehmen.

Für Blankenese.de führen wir ein Gespräch mit der Mobilitätsexpertin Sabrina Karger, um mehr über den „Hub“ zu erfahren.

Sabina Karger ist Mobilitätsexpertin des BVE ©BeRa

Frau Karger, im Juli hat der BVE den ersten Mobilitätshub eröffnet. Schildern Sie uns bitte das Konzept des Projektes.

„Wir (t)eilen Richtung Zukunft“ – das Motto des Mobilitätshubs macht es deutlich: Der BVE legt Wert aufs Teilen und auf eine lebenswerte Zukunft der Menschen.

Mit dem Mobilitätshub im Quartier Heidrehmen bündeln wir umfassende und moderne Mobilitätsangebote für alle Menschen im Quartier. Der Bereich Mobilität ist geprägt von Veränderungen, er ist sozusagen ständig in Bewegung. Darüber hinaus ist er eng verknüpft mit den beiden Sektoren Wohnen und Energie und natürlich auch der Digitalisierung. Die Wohnung und ihre Umgebung bilden den Ausgangspunkt für individuelle Mobilität. Daher ist es wesentlich, dass wir uns als Wohnungsbaugenossenschaft an Themen der Mobilität arbeiten und Lösungen im Quartier für unsere Mitglieder schaffen.

Mit den Mobilitätshub stellen wir den Aspekt des Teilens wieder in den Vordergrund und stärken das genossenschaftliche Prinzip des Miteinanders. Darüber hinaus schaffen wir mit der Mobilitätsstation ein neues Quartierszentrum, indem sich alle Bewohner:innen über die Grenzen unserer Genossenschaft hinaus begegnen und austauschen können. 

Wer sind die Kooperationspartner?

Für den ersten BVE-Mobilitätshub, der unmittelbar an der S-Bahnstation „Iserbrook“ liegt, haben wir ein Baukastensystem mit verschiedenen Angeboten entwickelt, welche individuell zusammengestellt und jederzeit flexibel erweitert werden können.

Damit bündeln wir umfassende und moderne Mobilitätsangebote für alle Menschen im Quartier. Die neue Mobilitätsplattform umfasst zwei stationsbasierte, elektrische Carsharing-Fahrzeuge von cambio, eine Ladesäule für E-Autos aus dem Quartier, zwei E-Lastenräder von sigo, eine StadtRAD-Station mit 16 Fahrrädern, Fahrradständer und eine Reparaturstation. Besonderes Highlight: Auf dem Mobilitätshub können in einem Kühlschrank von Foodsharing e.V. auch Lebensmittel geteilt werden. 

Mit der Kooperation mit dem Verein foodsharing e.V. aus Hamburg möchten wir alle Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers einladen, gerettete Lebensmittel aus dem Sharing-Kühlschrank mitzunehmen und zu verwerten. Zudem können Alle den Kühlschrank auch befüllen, wenn eigene Lebensmittel übrig sind. Die Präsenz des Kühlschranks regt die Menschen im Quartier dazu an, den eigenen Umgang mit Lebensmitteln und Konsumgewohnheiten zu hinterfragen und trägt dazu bei Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken. Gebaut wurde der Foodsharing-Schrank in Kooperation mit den Holzköpfen, einem Schüler-Startup der Stadtteilschule Rissen. 

Ergänzt wird das Angebot des Mobilitätshubs von einer Postpaketstation sowie Möglichkeiten zum nachbarschaftlichen Austausch gegenüber des Mobilitätszentrums. 

Wie wird das Projekt von den Bewohnern angenommen?

Mit dem Start unseres ersten Mobilitätshub sind wir mehr als zufrieden. Sowohl unsere Mitglieder als auch die weiteren Bewohner:innen des Quartiers nutzen die vielfältigen Möglichkeiten, die der Mobilitätshub bietet. Für die Kooperation mit foodsharing e.V. bekommen wir besonders gutes Feedback. Der Foodsharing-Schrank, den wir selbst als eine Art Experiment in das Angebot aufgenommen haben, wird sehr rege von den Menschen im Quartier genutzt. Viele Bewohner:innen freuen sich auch über die Möglichkeit ein elektrisches Carsharing-Auto von Cambio nutzen zu können. Das Ausleihen geht sehr einfach und durch das stationsbasierte Modell gibt es immer einen Stellplatz, wohin man das Auto ohne lange Parkplatzsuche zurückbringen kann. 

Befindet sich der Hub auf BVE- oder städtischem Grund?

Der Hub steht auf BVE Grund. Bislang waren Parkplätze auf dieser Fläche. 

Wird der Hub von der Stadt Hamburg gefördert? Welche Unterstützung erhält das Projekt?

Bislang gibt es noch keine Förderung für den Bau und Betrieb von Mobilitätshubs, aber wir sind hier im Dialog mit der Politik und Förderinstituten und setzen uns dafür ein, dass die Verfahren zum Bau vereinfacht und Fördermittel zur Verfügung gestellt werden. 

Können auch Nicht-Mitglieder des BVE die Angebote des Hubs nutzen?

Ja, selbstverständlich. Der Mobilitätshub ist für alle Menschen im Quartier. Damit wollen wir nicht nur unter unseren Mitgliedern für eine nachhaltige Mobilität sorgen. Zudem dient die neue Mobilitätsstation auch zum Austausch und als Ort des Zusammenkommens. Der Mobilitätshub soll also die Gemeinschaft aller Menschen im Quartier fördern. 

Planen Sie weitere Hubs in Hamburg?

Ja, neben unserem Mobilitätshub im Heidrehmen sind bereits zwei weitere Hubs geplant. Diese werden Lurup und Eidelstedt realisiert. Wichtig ist uns dabei, dass wir die Erkenntnisse und gewonnenen Erfahrungen aus unserem ersten Mobilitätshub am Heidrehmen nutzen und in die Planung kommender Hubs einbeziehen. Das flexible Baukastensystem der Mobilitätshub lässt es zu, dass wir die Angebote zielgerichtet auf die Bedürfnisse der Menschen in den unterschiedlichen Quartieren anpassen. 

Liebe Frau Karger, vielen Dank für dieses informative und spannende Interview. Viel Erfolg bei den nächsten Schritten in Richtung Zukunft, wir wünschen uns ein so großartiges Projekt auch für Blankenese.

Zum Konzept gehört auch die Möglichkeit am Carsharing-Projekt teilzunehmen © BeRa

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