„Die smarte Methode Deinen Fußabdruck zu reduzieren. Gemeinsam kaufen wir der europäischen Industrie CO₂ weg.“

– Der Geschäftsführer des Zukunftsforums, Harris Tiddens, schreibt einen offenen Brief an die Mitglieder und Freunde des Blankeneser Zukunftsforums: Das Schreiben des Forums zur Initiative „Compensators.org„.
– Dazu kommt eine Anfrage aus dem Zukunftsforum – s.u.
– und eine Antwort von „compensators.org“ – s.u.
– und ein „Schlusssatz“ des Forums – s.u.

Das Schreiben des Zukunftsforum zu der Initiative „compensators.org“.

„Es ist nicht immer möglich eine Schädigung der Umwelt durch ein selbst verursachte CO2-Immissionen zu vermeiden. Als letzte Maßnahme gibt es dann die Möglichkeit, diese zu kompensieren. Wir haben schon ausführlich Werbung gemacht für die www.atmosfair.de und die www.klimakollekte.de. Dies sind beides Organisationen, die die empfangenen Spenden nutzen, mit dem Ziel in Entwicklungsländern – dort vor Ort – CO2-verringerende Maßnahmen zu finanzieren.

Hier möchte wir eine andere Finanzierungsform vorschlagen, die vor Ort in Europa einen doppelten Effekt hat:
www.compensators.org
Die EU vergibt jedes Jahr knapp zwei Milliarden Verschmutzungszertifikate an Unternehmen. Jedes Zertifikat berechtigt den Inhaber zur Emission von einer Tonne CO2. Die Anzahl dieser Zertifikate ist jedoch viel zu hoch und der Preis dafür viel zu niedrig, um die Verwendung von emissionsarmen Technologien zu fördern. So erreichen wir Europäer unsere Klimaziele nie!

Der Compensators* e.V. kauft mit Hilfe von Spenden den europäischen Großverschmutzern diese CO2-Zertifikate am Emissions-Auktionshandel in Leipzig vom Markt weg, legt die still und erzwingt dadurch eine Reduktion von Emissionen innerhalb Europas. Jedes Zertifikat im Besitz von Compensators* bedeutet eine Tonne CO2 weniger in der Atmosphäre! Die Verknappung von Zertifikaten führt zu Preissteigerungen, was emissionsarme Technologien wettbewerbsfähiger macht.

Die Erlöse der Auktionen der Zertifikate fließen in Deutschland in den Energie- und Klimafonds (EKF), welcher Maßnahmen in Bereichen wie beispielsweise erneuerbare Energien, energetische Gebäudesanierung oder Elektromobilität finanziert. 2019 unterstützte der EKF diese und weitere Zwecke mit ca. 3,2 Mrd. Euro.
Damit haben – zusammenfassend – die Spenden am Compensators e.V. eine doppelte Wirkung:

  • Sie verteuern den Preis für CO2 Emissionen in Europa
  • Das bezahlte Geld wird für die Umwandlung in energiesparenden Maßnahmen und für die Entwicklung und Nutzung regenerativer Energie-Technologien verwendet.

Mit herzlichem Gruß
Harris Tiddens“

Anfrage dazu aus dem Zukunftsforum

Alles, was compensators.org schreibt, stimmt sicher – die Erfahrung von hunderten Bürgerenergiegesellschaften und Crowd-Finanzierern ist aber, dass man eben ein konkretes Projekt benötigt und viel mehr „Vertriebsoberfläche“, um so etwas hinzubekommen.

Dazu gehört ein hoch aktiver Kommunikationskanal vor Ort. Mal ein Vortrag und drei Artikel bewegen da nichts. So ungern nicht die Chancen von Ideen gesehen werden: es fehlt die Phantasie und es wäre gegen die Erfahrungen, die bisher aus unserer Sicht gemacht wurden, dass das über das Zukunftsforum in seiner jetzigen Aufstellung funktioniert. Und dann sollten wir uns auch nicht verbrennen.

Anders herum: wenn es so einfach wäre, würden solche Projekte aus dem Boden sprießen und Enyway oder auch unsere eigenen Regionalangebote durch die Decke gehen.  D.h. für uns: mit einem lokalen Projekt mit Begeisterungspotential als Startpunkt könnten wir wirksame Kommunikation aufbauen und den „Vertriebserfolg“ hart erarbeiten. Anders aufgezogen wären wir ein Vertrieb für ein Projekt von Dritten irgendwo in Deutschland. Das begeistert vor Ort nicht, lockt vielleicht 20 Leute hinterm Ofen hervor und stellt die Frage, was das Zukunftsforum eigentlich ausmacht (eben nicht, für Projekte von irgendwelchen kommerziellen Anbietern Kapitaleinwerbung zu betreiben – unabhängig davon ob Enyway oder NATURSTROM oder jemand anderes). 

Im Energiebereich öffnet sich unverändert ein Weg eher darin, zu guten allgemeinen Themen mal zu verlinken oder Infos weiterzugeben und mit offenen Augen konkrete Handlungsanlässe oder Projekte vor Ort zu erspähen, zu denen wir dann echte Projektarbeit aufsetzen können. Die haben wir trotz aktiver Suche bisher leider nicht gefunden. So lange sind andere Themen wie Mobilität oder Aktionen an und mit Schulen, d.h.  mit Impact und Relevanz für Menschen vor Ort viel wirksamer für das Zukunftsforum. An Schulen, rund um FFF etc. wären auch Vorträge und Erfahrungsberichte interessant, die das Zukunftsforum beisteuern könnte.

Eine Antwort von „compensators.org“ an das Zukunftsforum:

Lieber Herr Tiddens, herzlichen Dank für Ihren Artikel und Ihre Unterstützung! Ich hoffe die Fragen zufriedenstellend beantworten zu können.

Ich stimme zu, das EU ETS hat in seiner bisherigen Form in der letzten Zeit nicht optimal funktioniert. Prinzipiell funktioniert hat es allerdings schon, denn auch bisherige niedrige Preise waren teilweise in der Lage, Elektrizität aus z.B. Braunkohleverstromung unrentabel zu machen. Eine Veröffentlichung dazu ist z.B. https://www.pnas.org/content/117/16/8804. Mit der aktuellen Reform des EU ETS und der Einführung der Marktstabilitätsreserve wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch der strukturelle Überschuss über die kommenden Jahre hinweg abgebaut werden können.

Zu der Frage nach der Funktionsweise: Eine Kompensation über Compensators* funktioniert so: Der Emissionshandel gibt für jedes Jahr eine Obergrenze an zulässigen Emissionen vor (die Mengen werden langfristig festgelegt) und emittiert Verschmutzungszertifikate in entsprechendem Umfang. Jeder Kraftwerksbetreiber im EU ETS muss jede emittierte Tonne mit einem Zertifikat abdecken. Zertifikate sind unbegrenzt gültig, werden in einem Jahr nicht alle Zertifikate aufgebraucht, können sie in den folgenden Jahren verwendet werden. Mit Spendengeldern kaufen wir Zertifikate und entziehen diese dauerhaft dem Markt. Das bedeutet, dass Kraftwerksbetreiber weniger Zertifikate zur Verfügung haben und weniger emittieren müssen. Also sinkt die Gesamtmenge an zulässigen Emissionen in Europa. Jede Tonne, die wir für unsere Spendenden kompensieren reduziert die Emissionen in Europa um eine Tonne. Diese Methode funktioniert unabhängig davon, wie viele Zertifikate gerade am Markt zum Verkauf stehen. Die Compensators*-Methode wirkt aber auch noch auf drei weiteren Ebenen:

·         Die Erlöse der EU von der Versteigerung der Zertifikate fließen in den Energie- und Klimafonds (EKF) aus dem dann Maßnahmen in Bereichen wie erneuerbare Energien, energetische Gebäudesanierung oder Elektromobilität finanziert werden.

·         Jeder Kauf von Zertifikaten erhöht die Nachfrage was bei gleichbleibendem Angebot preistreibend wirkt. Hohe Preise sind wichtig, um schon jetzt Investitionen in klimaschonende Technologien rentabel zu machen.

·         Jede Spende verleiht unserer politischen Stimme mehr Gewicht, wenn wir uns für einen effektiven und gerechten Emissionshandel im Rahmen unseres Campaignings einsetzten.

Andere Organisationen betreiben traditionelle Kompensation bei der jede Tonne möglichst günstig (in Ländern des globalen Südens) ausgeglichen wird. Hier kann sich dann der Spendende häufig ein bestimmtes Projekt aussuchen.  Die traditionelle Kompensation ist eine wichtige und gute Sache, aber sie beeinflusst den Klimaschutz in Europa nicht. Analog zur Kompensation durch andere Anbieter wird mit Compensators* für jede Spende im Umfang eines Zertifikats eine Tonne Treibhausgase weniger emittiert, allerdings von europäischen Kraftwerksbetreibern und nicht von Haushalten oder Unternehmen in Ländern des globalen Südens. Dies verstärkt den Anreiz für Anlagenbetreiber auf weniger treibhausgasintensive Produktionsweisen umzusteigen und beschleunigt damit die dringend benötigte Transformation zu einer grünen Ökonomie. Klassische Kompensation in Ländern des globalen Südens ist nicht in der Lage die Anreizstrukturen von europäischen Industrien zu beeinflussen. Die Europäische Union und Deutschland gehören im weltweiten Vergleich zu den Ländern mit den höchsten kumulativen Treibhausgasemissionen und den höchsten pro-Kopf Emissionen, und tragen damit wesentlich stärker zum Klimawandel bei als die Länder des globalen Südens in denen die meisten Kompensations-Projekte implementiert werden. Für die Realisierbarkeit von ehrlicher und ambitionierter internationalen Klimapolitik ist es unverzichtbar, dass die Europäische Union so stark und so schnell wie möglich ihre Treibhausgasemissionen reduziert. Die Auslagerung der Reduktionen in Länder des globalen Südens ist das falsche Signal.

Zu der politischen Frage, dem „Gegensteuern“: Sollten aktuelle Versuche zur Erhöhung des Preisniveaus im EU ETS erfolglos sein, wird das System allein nicht in der Lage sein, den Unternehmen in Europa ausreichen ökonomische Anreize zu bieten, um in Forschung und Entwicklung nachhaltiger Technologien zu investieren. Unternehmen würden auf ihrem fossilen Pfad verharren. Sobald die Obergrenze für Emissionen eine signifikante Knappheit von Zertifikaten hervorruft und Unternehmen keine Zeit für langwierige Forschung und Entwicklung bleibt, würde das Preisniveau in kurzer Zeit um ein Vielfaches ansteigen. Dieser sogenannte Hockeystick-Effekt (der Preisverlauf ähnelt einem Hockeyschläger) würde großen Druck auf den Gesetzgeber ausüben, die Obergrenze temporär oder permanent zu lockern, um der Wirtschaft kurzfristig keinen großen Schaden zuzufügen. Dies würde die unter anderem von Compensators* getriebene Knappheit von EUAs und daraus resultierende Preise verpuffen lassen. Bestand hätte in einem solchen Fall weiterhin die Kompensationsleistung durch Compensators*. Insbesondere in Anbetracht der Folgen eines Hockeystick-Effekts ist es wichtig, dass sich schon jetzt zumindest moderate Preise im EU ETS manifestieren, sodass bereits früh ein Anreiz für Forschung & Entwicklung in nachhaltige Technologien entsteht. Saubere Technologien geben Unternehmen eine Chance ihren fossilen Pfad zu verlassen und sich für die Zukunft zu rüsten. Dieser Prozess wird durch unsere Arbeit und unsere Spendenden gefördert.

Sollte Ihr/e Leser/in der Annahme folgen, dass der Gesetzgeber explizit den Bemühungen von Compensators* entgegensteuern könnte, darf man nicht vergessen, dass die Menge der Zertifikate begrenzt ist und sich an internationalen Abkommen orientiert. Eine nachträgliche Erhöhung der Obergrenze ist zwar theoretisch möglich würde aber alle bisherigen (auch international) getätigten Entscheidungen in Frage stellen. Eine derartige Änderung ist in der momentanen politischen Situation eher unwahrscheinlich. Gleichzeitig gilt, wäre der Einfluss unserer Organisation groß genug (sodass ein Gesetzgeber auf Compensators* aufmerksam werden würde) so würde auch die gesellschaftliche Meinung eine derartige Entkräftung des Systems nicht mehr unterstützten. Industrieverbände und Finanzunternehmen sind in der heutigen Zeit nicht generell gegen Klimaschutz, solange es ihre eigene wettbewerbliche Position im globalen Markt nicht schwächt. Einige international tätige Investmentfirmen werben bereits öffentlich für eine bessere Klimapolitik, um sich und ihre Erträge vor Umweltschäden zu schützen. Mehr und mehr Unternehmen folgen diesem Trend je stärker die Auswirkungen des Klimawandels sichtbar werden. Natürlich ist trotz allem damit zu rechnen, dass es Widerstände geben wird. Umso wichtiger ist es, eine starke Stimme zur Einhaltung der Klimaziele in Europa aufzubauen. Insbesondere unsere zukünftige politische Arbeit wird darauf abzielen. Und unsere Stimme wird umso stärker sein, je mehr Tonnen wir kompensiert haben! 

Bitte melden Sie sich bei weiteren Fragen und Anregungen, wir freuen uns. 

Viele Grüße
Hendrik Schuldt

eine Reaktion des Forums

Wie Kommunikationsexperten im Energie/Klimabereich Punkt a) sehen oder Politikexperten Punkt b) wissen wir nicht, da haben wir noch keine Kommentare zu den Compensators gesehen. Wichtig ist jedenfalls, das zu viel an verursachten CO2 Äquivalenten kräftig zu kompensieren.


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