Frohe Pfingsten
„Heiliger Geist ist ein Name Gottes, nur ein Name:
Menschen machen Erfahrungen, die sie z.B. wie in der Pfingstgeschichte trösten, bewegen, ermutigen, begeistern, verändern. Diese Erfahrungen schreiben sie Gott zu. Um diese besondere und bewegende göttliche Nähe präziser zu beschreiben, nutzen sie den Namen „Heiliger Geist“. Pfingsten bringt keine neue Lehre über Gott, sondern erzählt von der Weise, wie Menschen ihn erfahren: Ein neuer Geist in ihrem Leben.“ H. Plank
Die Bibel erzählt das sog. Pfingstwunder in der Apostelgeschichte so:
Am 50. Tag nach Ostersonntag trafen sich die Aufrührer beim jüdischen Pilgerfest Schawuot in Jerusalem, und dabei kam es zu einem spektakulären Zwischenfall, zur – wie Christen sagen – Ausgießung des Heiligen Geistes: »Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.
Thomas Assheuer, Freier Autor in der ZEIT am 25.5.2023 – ein kleiner Auszug:
„Damit kein Irrtum aufkommt: Der Evangelist Lukas berichtet im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte nicht von einer stürmischen Vereinsparty mit reichlich cultural diversity. Nein, diese kulturell gegensätzlichen Menschen in Jerusalem sind einander nicht freundlich gesinnt, es sind Römer, Kreter, Ägypter, Parther, Meder, Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Leute aus Phrygien und Pamphylien. Doch plötzlich hat die babylonische Sprachverwirrung ein Ende: Jeder hört die Jünger in seiner jeweiligen Sprache reden, und auch untereinander kann sich die bunt zusammengewürfelte Menge problemlos verständigen. Ihre kulturellen Gegensätze verschwinden zwar nicht, aber sie haben ihre Macht verloren, sie herrschen nicht mehr. Alle Anwesenden machen die wundersame Erfahrung des Neubeginns. Alle sind »eines Geistes«.
Keine Frage, die gläubigen Dissidenten, die sich Christen nannten, waren Friedensträumer im Weltmaßstab. Ihre Botschaft richtete sich nicht nur an die eigenen Leute, sondern »an den ganzen Erdkreis«. Alle waren gemeint, die ganze Menschheit sollte vom guten pfingstlichen Geist erfüllt werden. Für das römische Establishment bedeutete das eine unglaubliche Provokation, es witterte einen Umsturz und fürchtete einen Angriff auf seine Herrschaftsreligion. Tatsächlich wollten die christlichen Aufrührer sich befreien: vom gottlosen Geist, von Unrecht und Unterdrückung, Gewalt und Rache. Man muss kein Theologe sein, um die geheimen Wunschenergien dieser Botschaft zu erkennen. Aus ihr spricht ein elementares Verlangen nach Verständigung, nach einem kollektiven Neubeginn oder modern gesagt: nach dem Geist einer kulturell differenten Gemeinschaft …“