Pastor Warnke bricht auf zu neuen Ufern

Nach 14 ½ Jahren zieht es Pastor Thomas Warnke nach Ostwestfalen Lippe. Er tritt dort eine Stelle als Theologischer Kirchenrat an. Konfirmationsunterricht, Verbindung zu den ortsansässigen Schulen, Seelsorge, aber vor allem der Aufbau der Bugenhagenschule – so wird Pastor Warnke den Blankeneser Gemeindemitgliedern in dankbarer Erinnerung bleiben. Vera Klischan hat mit ihm über den Wechsel gesprochen.

Lieber Herr Warnke, Sie verlassen Blankenese. Wohin zieht es Sie?

Es geht nach Ostwestfalen Lippe. Dort werde ich als Theologischer Kirchenrat in der Landeskirche tätig werden. Wir wohnen demnächst in Detmold. 

Pastor Thomas Warnke ©Jasmin Krüger

Gibt es auch ein weinendes Auge?

Es gibt ein sehr weinendes Auge!! Natürlich fällt der Abschied von Blankenese nicht leicht. Hier wuchs mit den Jahren eine tiefe Verbundenheit zu den Menschen und zum Ort, viele Freundschaften entstanden. Als ich kam, lockte mich die Bugenhagenschule, die mir bis heute sehr am Herzen liegt. Und neben der Schule lernte ich dann eine großartige Gemeinde kennen. Tatsächlich bereue ich keinen Tag, den ich hier leben und arbeiten durfte und dafür bin ich überaus dankbar. 

Nach einigen Turbulenzen in den ersten Jahren der Bugenhagenschule erleben wir mittlerweile eine verlässliche Stabilität. Es werden sogar mehr Kinder angemeldet, als Plätze zu vergeben sind. Zum ersten Mal gibt es zwei 11. Klassen. Die Schülerschaft zeigt sich regional ausgedehnter. Das Kollegium ist aktiv an Zukunftsprozessen beteiligt. Spielräume, die sich in der Schulentwicklung ergeben, werden kreativ genutzt. Aus der Ferne werde ich verfolgen, wie es weitergeht.

Wie lange waren Sie hier in dieser Gemeinde?

14 ½ Jahre! Am 31.8. 2008 habe ich als erste Amtshandlung die Bugenhagen Schule eröffnet, gemeinsam mit dem Kreis der Schulgründerinnen und Schulgründer. Sofort haben mich die Willkommenskultur der Gemeinde, die offenen Arme beeindruckt und die große Chance, die Schule mitaufzubauen.

Welche waren Ihre Hauptaufgaben?

Ich bin Gemeindepastor und mache alles, was dazu gehört. Ein Schwerpunkt war anfangs die Jugendarbeit. Die große Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden ist bis heute geblieben. Und mit den Jahren ist die Frage der Gemeindeentwicklung immer dringlicher geworden. Wie können und wollen wir Kirche sein inmitten all der Veränderungen um uns herum? Und dann war ich Schulpastor für 500 Schülerinnen und Schüler, für Kolleginnen und Kollegen, für die Eltern und Familien. Auch dabei ging es um die Frage, wie und womit Glaube und Kirche heute bedeutsam, hilfreich und interessant sein können? Wir haben regelmäßig Gottesdienste mit der ganzen Schule in der Kirche gefeiert, Andachten sind Teil des Stundenplans, Seelsorge und Beratung waren ein wichtiger Bereich und mit Lust und Leidenschaft habe ich dann auch den Religionsunterricht in der Oberstufe mit der Zeit dazu genommen. 

Was ist das Besondere an dieser Gemeinde? Gibt es überhaupt etwas Besonderes?

Jede Gemeinde hat ihre eigenen Besonderheiten. Und hier in Blankenese gehört sicherlich eine große Offenheit und eine Bereitschaft zum Mitwirken mit dazu. Diesen enormen Möglichkeitsraum habe ich immer als eine große Ressource erlebt. Die Bereitschaft, Dinge neu zu denken und auszuprobieren, neben einem berechtigten Anspruch, das Alte zu würdigen. Traditionen sind hier erlebbar, und gleichzeitig lassen sie sich in neue Gewänder kleiden.

Das inhaltliche Spektrum dieser Gemeinde ist beeindruckend. Die Kirche spiegelt eben auch die Fülle dieses Ort wider. Ehrenamtliche bringen sich mit Ideen, Zeit und oft auch großem Sachverstand ein. Von all diesen Begabungen und Fähigkeiten lebt die Gemeinde. Daneben ermöglicht ein hohes Spenden-Aufkommen die Umsetzung vieler innovativer Projekte. Kirche wird in Blankenese wahrgenommen und findet Akzeptanz. 

Was nehmen Sie mit? Gibt es besondere Erlebnisse?

Ich nehme vor allem die Erfahrung mit, wirksam gewesen zu sein gemeinsam mit anderen. Die Arbeit besteht aus tragenden und verlässlichen Netzwerken. Daran haben wir im Miteinander gebaut. Beeindruckt hat mich immer wieder das Vertrauen, das mir an vielen Stellen entgegengebracht wurde. Die Offenheit in vielen Gesprächen, gemeinsam Wege durch fröhliche und dunkle Lebenssituationen zu beschreiten, die Kirche zu erleben voller Jubel und in gänzlicher Stille und in dieser Weise, Teil des Ortes gewesen zu sein. 

Natürlich gibt es eine Menge an besonderen Erlebnissen. Unzählige Bilder nehme ich mit, die mir in Erinnerung bleiben werden. Zu viele, um sie alle aufzuzählen.

Gibt es einen Nachfolger? Wie wird Ihr Platz in der Bugenhagen-Schule gefüllt?

Die Zukunft der Kirche wird vor allem auch eines sein, nämlich an manchen Stellen weniger: Weniger Mitglieder, weniger Kirchensteuermittel, weniger Personal. Für Blankenese heißt das konkret, dass mittelfristig nur noch zwei Pfarrstellen besetzt sein werden.

Meine Arbeitsbereiche in der Schule werden daher nicht von einer neuen Person übernommen, sondern auf mehrere Schultern verteilt. Eine sozialpädagogische Kollegin wird die Religionspädagogik weiterführen, Pastor Christian Tübler, ehemaliger Militärdekan der Führungsakademie, übernimmt Teile des Religionsunterrichtes in der Bugenhagenschule. Annika Höber, zuständig für die Jugendarbeit in der Gemeinde, wird die Ansprechperson für die Schule sein, das Bindeglied zwischen Schule und Gemeinde. Und die neuen Kolleginnen und Kollegen werden sicher auch das eine oder andere Projekt an der Schule durchführen. 

Es gehen gleich zwei Pastores. Neuer Aufbruch oder Erschütterung?

Der gleichzeitige Abschied von Frau Melchiors und mir war unter uns nicht abgesprochen. Es hat sich so ergeben. Da wir altersmäßig einigermaßen nah beieinander sind, kommen solche Bewegungen nicht selten zur selben Zeit. Für die Gemeinde ist es vor allem das, was sie daraus macht. Auch immer eine große Chance für Neuaufbrüche. Und da bin ich sehr zuversichtlich.

Welche Aufgaben hat ein theologischer Kirchenrat, was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe besonders?

Ich freue mich auf die kleine Lippische Landeskirche. Sie ist von den Mitgliederzahlen in etwa so groß wie unser Kirchenkreis im Hamburger Westen. Das bedeutet vor allem kurze Wege. Meine Aufgaben in der neuen Landeskirche werden vielfältig sein. Vorrangig wird es auch dort darum gehen, den Wandel der Kirche mitzugestalten. Daneben bin ich zuständig für die Fachbereiche Jugendarbeit, Bildung und Schule, Kirchenmusik, Öffentlichkeitsarbeit und Beratung und Seelsorge. Auch hier wird es darum gehen, diese Bereiche für die Zukunft so auszustatten, dass Kirche erkennbar Kirche bleibt. Gerade der Blick auf die größeren Strukturen reizt mich sehr. 

Und ich bleibe einer Kirchengemeinde zugeordnet und werde in Abständen weiterhin Gottesdienste halten. 

Sie gehen mit Ihrer Frau. Wird sie dort auch eine berufliche Aufgabe finden?

Meine Frau hat auch hier manches für die Gemeinde getan. Sie ist freiberufliche Grafikerin und wird in diesem Bereich auch noch für einige Zeit der Gemeinde erhalten bleiben. Das lässt sich ja auch aus der Ferne gut bewerkstelligen. Und daneben zieht auch sie mit dem Blick und mit der Frage weiter: „Was könnte neu werden?“  Es ist ein gemeinsamer Aufbruch, den wir besprochen, gewollt und beschlossen haben und den wir als gemeinsame Chance für neue Erfahrungen sehen.

Lieber Pastor Warnke, ich danke Ihnen herzlich für Ihre Zeit und Ihre Bereitschaft mit mir einen Blick zurück, aber auch nach vorn zu werfen. Ihre vielfältigen Aufgaben in unserer Gemeinde sind noch einmal sehr deutlich geworden. In Dankbarkeit für Ihr Engagement wünschen wir Ihnen und Ihrer Frau einen guten Start im neuen Haus und im neuen Aufgabenbereich, aber auch Menschen, die Sie beide dort in Freundschaft begleiten.

Alle Gemeindemitglieder sind herzlich eingeladen, Pastor Warnke am 26.3. um 10 Uhr im Gottesdienst zu verabschieden.

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