Philine Sturzenbecher – mit Blankenese fest verwurzelt

In lockerer Reihe stellen wir auf blankenese.de die Kandidaten unseres Wahlkreises für die Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft im Februar 2025 vor. Nach den Interviews mit Antje Müller-Möller (CDU) und Rose Pauly (FDP) hat nun Philine Sturzenbecher das Wort. Die 43-jährige Mutter einer Tochter im Grundschulalter sitzt seit 2020 für die SPD in der Bürgerschaft. Sandra-Valeska Bruhns hat sich mit ihr auf einen Kaffee getroffen, um über ihre besonderes Verhältnis zu unserem „Dorf“ Blankenese und ihre politische Motivation zu sprechen

Philine Sturzenbecher ist Wahlkreisabgeordnete der SPD für Altona-West und sitzt seit 2020 in der Bürgerschaft  © Michael Zapf

Frau Sturzenbecher, wie viel Blankenese steckt in Ihrer Vita?
Ich bin an der Grenze zu Iserbrook aufgewachsen und nach der Grundschulzeit im Goosacker aufs Gymnasium Blankenese gewechselt, wo ich 2000 Abitur gemacht habe. Vor allem an die Zeit im Kahlkamp habe ich sehr schöne Erinnerungen, wo die kleinen Gymnasiasten einfach nochmal Kind sein durften. Pastor Plank hat mich konfirmiert, im BSC bin ich auf verschiedenen Boote immer mal mitgesegelt. Durch die Nähe zu diesem Verein habe ich dann auch das Osterfeuer Osten mit aufgebaut, obwohl ich familiär eigentlich zu Knüll gehöre. Einzig ans Kreekfahren, diese Blankeneser Winterbesonderheit, habe ich mich nie selbst herangetraut, gehörte aber immer zu den begeisterten Zuschauerinnen.

Nun ist gerade das Osterfeuer eines der Themen, die immer wieder heiß diskutiert werden. Inwiefern haben Sie auf den Fortbestand der Feuer einen politischen Einfluss?
Das Osterfeuer ist exemplarisch dafür, was diesen Ort Blankenese ausmacht. Hier wird viel in Eigeninitiative geleistet, nicht gejammert, sondern angepackt und aktiv gestaltet. So wie die traditionellen Feuer, die seit Jahrzehnten von wenigen zur Freude vieler aufgebaut werden. Ich habe mich aktiv für den Fortbestand der Feuer eingesetzt und an die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker in Altona daran appelliert, den Blankenesern zu vertrauen, dass sie verantwortungsvoll mit dieser großen Tradition umgehen und die notwendigen Einschränkungen akzeptieren.

Haben Sie ein weiteres Beispiel für das besondere Gemeinschaftsgefühl hier im Ort?
Die neue Nutzung des Markthauses, das nun endlich in der Hand der Blankeneser Bürgerinnen und Bürger ist, zeigt deutlich, wie viel Potenzial hier im Ort vorhanden ist und wie sehr man auch von Seiten der Politik darauf vertrauen muss, dass die Menschen schon wissen, was für den Ort gut ist. Es freut mich sehr, dass es uns in der guten Zusammenarbeit mit vielen Gremien gelungen ist, dass im Markthaus wieder Leben ist. Eine weitere ungenutzte Fläche wie die Bühne auf dem Marktplatz, deren komplizierte Nutzung an einen Schildbürgerstreich erinnert, würde dem Marktplatz als zentraler Treffpunkt des Ortes nicht guttun.

Wie kam es dazu, dass Sie Politikerin geworden sind?
Sich zu engagieren ist eine Familienkrankheit, auch mein Vater, mit dem ich auch in seinem Versicherungsbüro zusammenarbeite, hat sich politisch und nun im Klövensteen immer stark engagiert. Nach dem Abitur habe ich Politikwissenschaften studiert und danach ein Volontariat in einem Schulbuchverlag gemacht. Politik und die Themen haben mich aber nie losgelassen.

Wie schaffen Sie es, Hauptberuf und politisches Engagement zu vereinbaren?
Durch gute Organisation und eine mit der Familie gut abgestimmte Terminplanung. Meine Tochter bringe ich jeden Morgen zu Fuß zur Schule, das ist eine gemeinsame, kostbare Zeit, die wir beide sehr genießen und kompensiert, dass ich oft abends spät nach Hause komme. Der Sonntag ist Familientag, da bleibt die Politik außen vor!

Politik, gerade in Wahlkampfzeiten, lebt von Popularität und Präsenz. Wie werben Sie als Kandidatin der SPD für unseren Wahlkreis um Stimmen?
Ganz klassisch mit Plakaten, einem Parteistand am Martiniblock und Veranstaltungen, wie der Diskussion mit Andreas Dressel im Goßlerhaus. Dazu kommen eine fundierte Sacharbeit und die sorgfältige Einarbeitung in Themen. Als SPD-Kandidatin hat man es in Blankenese ein bisschen schwerer als anderswo, aber wer mich kennt weiß, dass ich Probleme ernst nehme, mich ohne viel Tamtam in neue Themen einarbeite und sachlich an konstruktiven, an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger und der Stadt Hamburg ausgerichteten Lösungen arbeite. Die große Bühne oder eine starke social media Präsenz sind dabei nicht mein Ziel, PR in eigener Sache ist wichtig, liegt mir aber nur begrenzt.

Wie ist ihr Verhältnis zu den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Parteien?
Ich habe zu allen, insbesondere denen, mit denen ich die gleichen Themenfelder bearbeite, einen guten, kollegialen Kontakt. Alle Hamburger Parlamentarier, die diese Aufgaben neben ihrem Hauptberuf ausüben, wollen etwas gestalten, an der Zukunft der Stadt mitwirken, sich mit ihren Ideen und auch Interessen einbringen. Das Miteinander ist freundlich und konstruktiv. Einzig zu den Vertretern der AfD habe ich keinen engeren Kontakt.

Das Erstarken der AfD auf Länderebene und bundesweit gilt als eine der größten Herausforderungen für unsere Demokratie und beherrscht den aktuellen Wahlkampf. Wie gehen Sie mit der Partei um?
Man muss sich mit der Partei und ihren Forderungen auseinandersetzen und sie enttarnen. Dazu gehört es auch, mit ihnen direkt in den Diskurs zu gehen, damit sie sich nicht des Opfernarrativs bedienen können, dass keiner mit ihnen reden wolle.

Welche Themen beschäftigen Sie mit Blick auf Blankenese aktuell?
So wie überall in Hamburg der Verkehr, wo Projekte manchmal nicht zu Ende gedacht wurden und entweder für Autofahrer oder auch Fahrradfahrer Nachteile mit sich bringen, insbesondere aber auch für Fußgänger, an die häufig zu wenig gedacht wird. Dazu der Leerstand in der Bahnhofstraße, der Rückgang des stationären Einzelhandels und die damit verbundene Verödung der Straße, die nicht nur durch gastronomische Angebote aufgewertet werden kann. Hier leisten Oliver Diezmann, zu dem ich einen guten Kontakt habe, und die Blankeneser Interessengemeinschaft einen sehr großen Beitrag zur Stärkung des Standortes. Zudem möchte ich das neue Nutzungskonzept des Markthauses erfolgreich über die Ziellinie bringen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sicherheit am Elbstrand, speziell am Falkensteiner Ufer. Hier haben sich nach den letzten traurigen Todesfällen zu viele mit Forderungen gemeldet, die von der Situation vor Ort keine Ahnung haben. Wir können nicht das Baden in der Elbe verbieten, wir müssen aber noch deutlicher auf die Gefahr der Abbruchkante, vor allem bei Ebbe, und die extrem hohe Fließgeschwindigkeit hinweisen. Dazu gibt es nun einen Runden Tisch, zusammen mit der HPA, der Innenbehörde und der Schulbehörde. Wir müssen alle Menschen in Hamburg über die Gefahren aufklären, insbesondere die Schülerinnen und Schüler der Unter- und Mittelstufen. Zudem bin ich wissenschaftspolitische Sprecherin und arbeite daran, dass wir in Hamburg neben dem Hafen mit der science city einen weiteren zukunftsträchtigen wirtschaftlichen Schwerpunkt schaffen.

Halten Sie es für nachteilig, dass wir innerhalb von einer Woche zweimal an die Urnen gerufen werden?
Für Hamburg wäre es schlechter, wenn beide Wahlen an einem Tag stattfinden würden. So haben die Menschen besser die Möglichkeit, zwischen Bundes- und Landespolitik zu unterscheiden. Wir stehen als SPD in Hamburg gut da und haben in den vergangenen Jahren eine gute Politik gemacht. Nun ist noch rund sechs Wochen Wahlkampf und danach wissen alle woran sie sind und es gibt die nötige Klarheit mit Blick auf die Zukunft.

Was sind ihre Wünsche für die Bürgerschaftswahl 2025?
Das wir ein stabiles, eindeutiges Votum haben und die AfD nicht in die Bürgerschaft einzieht. Das Peter Tschentscher erster Bürgermeister bleibt und die SPD weiter in der Regierungsverantwortung ist.

Hinterlassen Sie einen Kommentar





Das könnte auch etwas für Sie sein

01.02.2025 |

Politikerinnen vor der Wahl stellen sich vor

22.12.2022 |

Ein neues Markthaus für Blankenese

06.05.2022 |

Fischerhaus: So schreitet die Sanierung voran

30.04.2022 |

Kunstmeile: Julian Press