Hamburger Konservatorium verlässt Sülldorf – aber bleibt in Blankenese
Neuer Standort wird in den Kolbenhöfen Ottensen entstehen. Angebot im Goßlershaus wird ausgebaut
Mit seiner 112-jährigen Tradition ist das Hamburger Konservatorium die älteste, noch heute existierende Musikausbildungsstätte Norddeutschlands. Nun soll es einen neuen Hauptstandort erhalten. Bis 2024 entsteht in den Ottenser Kolbenhöfen ein neues musikalisches Zentrum, das eine Musik-Kita, die Musikschule, die Akademie, ein Musikförderzentrum für Norddeutschland und einen Konzertsaal beherbergt. Damit verlässt die bekannte Musikschule nach über 45 Jahren ihren angestammten Platz an der Sülldorfer Landstraße und stellt mit der „Musik.Werk.Stadt“ die Weichen auf Zukunft.
Die rot-grüne Koalition hat im Rahmen der laufenden Haushaltsberatungen gestern die Absicherung eines 20-Millionen-Kredits für das Hamburger Konservatorium beschlossen. Damit ermöglicht die Stadt die Kreditaufnahme und vergünstigt die Kreditkosten für das 24-Millionen-Euro-Projekt.
Das alte Gebäude in Sülldorf ist seit 1976 Hauptstandort des Hamburger Konservatoriums. Wie Markus Menke, Direktor der Musikschule, betont, konnte eine Zukunft der Musikstätte an diesem Standort nicht mehr sichergestellt werden. Fehlende Barrierefreiheit und Rettungswege, marode Heizung und Treppen seien die markantesten Probleme. Eine weitere Nutzung über das Jahr 2024 hinaus wäre mit erheblich erhöhten Mietforderungen einhergegangen. Das Konservatorium habe daher einen Alternativstandort gesucht, der mit eigenen finanziellen Mitteln als Eigentum erworben werden könne.
Dieser Standort ist nun gefunden worden. An der Schnittstelle zwischen Ottensen und Bahrenfeld kann das Hamburger Konservatorium sein Potenzial zukünftig zur vollen Entfaltung bringen. In den Kolbenhöfen entsteht ein komplett neues, urbanes Quartier mit gemischter Wohnbebauung und genügend Raum für kleine und mittlere Unternehmen. Neben ausgezeichneter Erreichbarkeit sei dort auch genügend zusätzliche Entwicklungskapazität für eine neue integrierte Musik-KiTa und die durchgängige Barrierefreiheit gegeben.
Zudem erhält der neue Standort einen etwa 400 Quadratmeter großen Konzertsaal für 199 Besucherinnen und Besucher. Zusätzliche 230 Quadratmeter Spielfläche entstehen auf dem Dach des Ensembles. Benannt werden wird der Saal nach Lilly Giordano (1897-1980). Die Mutter des bekannten Hamburger Schriftstellers Ralph Giordano war in der Saison 1919/1920 Dozentin für Klavier am „Klaerschen Konservatorium“, wie das Hamburger Konservatorium früher hieß. An ihr Leben soll erinnert werden, da sie als Jüdin von den Nazis verfolgt und 1935 aus der Künstlerkammer ausgeschlossen wurde.
Das wunderbare Goßlerhaus in Blankenese bleibt indes als Standort erhalten. Um den Bedarf im Hamburger Westen auch weiterhin abzudecken, wird dessen Kapazität künftig mehr als verdoppelt. Davon profitieren insbesondere die jüngeren Schülerinnen und Schüler, die erste Erfahrungen mit ihren Musikinstrumenten machen.
Isabella Vértes-Schütter, Kulturpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Das Hamburger Konservatorium ist eines der größten privaten Ausbildungsinstitute für Musik in der gesamten Bundesrepublik und eine renommierte Institution der musikalischen Aus- und Weiterbildung mit großer Bedeutung für die ganze Musikstadt Hamburg. Ich freue mich daher sehr, dass wir mit unserem Antrag zur Kreditabsicherung die Weiterentwicklung am neuen Hauptstandort ermöglichen konnten: barrierefrei, gut erreichbar und erweitert um neue Angebote, wie die geplante Musik-Kita.“
Philine Sturzenbecher, SPD-Wahlkreisabgeordnete für Blankenese und die Elbvororte: „Generationen von Kindern und Jugendlichen aus Blankenese und den Elbvororten haben am Hamburger Konservatorium in Sülldorf Musikunterricht genommen. Auch ich durfte dort acht Jahre lang Klavier spielen. Am neuen Standort in den Kolbenhöfen entsteht wirklich Großartiges für Kinder, Jugendliche und Studierende aus der ganzen Welt. Aber ich werde beim Abschied aus Sülldorf mit Sicherheit auch ein wenig wehmütig auf viele schöne musikalische Erlebnisse zurückblicken. Umso mehr freue ich mich über die Zusage, den Blankeneser Standort im Goßlerhaus zu erhalten und auszubauen. Das sind ganz hervorragende Nachrichten für Blankenese!“
Dr. Matthias Bartke, SPD-Bundestagsabgeordneter für Altona und die Elbvororte: „Seitdem ich den Wahlkreis Altona im Bundestag vertrete, engagiere ich mich für das Hamburger Konservatorium. Besonders beeindruckt hat mich immer die großartige musikalische Arbeit mit Flüchtlingskindern. Ein Musizieren war am alten Standort für Menschen mit Behinderung wegen der vielen Treppen kaum möglich. Deshalb hat mich das barrierefreie Konzept des neuen Standorts in den Kolbenhöfen sofort überzeugt. Ich werde mich gerne für eine finanzielle Bundesförderung des Neubaus in Berlin einsetzen.“
Markus Menke, Direktor der Musikschule des Hamburger Konservatoriums: „Mit dem neuen zusätzlichen Standort in den Kolbenhöfen errichten wir in Hamburg ein zukunftsweisendes Institut für die Musikausbildung– für Familien, für Kinder und für Studierende. Das ist einzigartig in Deutschland. Ich freue mich, dass dies mit Hilfe der Stadt, dem Bezirk Altona, der KOLBENHÖFE GmbH & Co. KG und vielen Wegbegleitern realisiert werden kann. Dazu gehören schon jetzt der weltberühmte Dirigent und Hamburger Generalmusikdirektor Kent Nagano als Mentor der Musik-Kita und Rolf Zuckowski als großer Freund unserer Musikschule. Mit ihrem Rückenwind können wir jetzt weitere musikbegeisterte Hamburgerinnen und Hamburger finden, die der Musik.Werk.Stadt zum Erfolg verhelfen.“
Beitrag von Markus Krohn, www.Dorfstadt.de