Denis Scheck – in der Deutschen Bank
Eine Gala der geschliffenen Sprache fand im Rahmen der Herbstlese mit einem der bekanntesten Literaturkritiker in Blankenese statt. Die Buchhandlung Wassermann lud zu einem weiteren Höhepunkt ihres literarischen Festivals ein.
Pascal Mathéus begrüßt im Namen des Teams der Buchhandlung Wassermann Denis Scheck und die Besucher, die den Raum bis auf den letzten Platz füllen. Er dankt der Deutschen Bank herzlich für die großzügige Aufnahme in ihren Räumen.
Denis Scheck, der es vorzieht die gesamte Veranstaltung vor dem ihm zugedachten Leseplatz – auch vorlesend – zu stehen, ist gekommen, um sein neues Buch „Schecks Bestsellerbibel“ vorzustellen.
Er greift auf seine Anfänge in der Literaturszene zurück, die sich bereits im Alter von 13 Jahren abspielten, als er eine Literaturagentur gründete.
Bereits mit sechs Jahren verliebte er sich „schockartig“ in Science Fiction Literatur aller Art, was ihn bis heute begleitet. Im jugendlichen Alter von 13 Jahren überzeugt er den Chefreporter des „Playboy“ ihm ein Interview von Gaddafi für 200 Euro abzukaufen und auch gleich die notwendige Übersetzung zu honorieren.
Seitdem ließ ihn die Literatur nicht mehr los.
Warum gibt es so viele schlechte Bücher, die auch noch auf Bestsellerlisten landen? Weil so viele Menschen Bücher schreiben. „Ein Buch schmückt mehr als eine selbst eingesungene CD.“ So lautet die Erkenntnis von Denis Scheck. Zur besten Unterhaltung gibt er einige preiswürdige Sätze zum Besten, um die fragwürdige Qualität mancher Äußerungen zu untermauern. „Jetzt bezahlen wir die Quittung.“ Oder „Endlich mal ein Buch für uns Mädels“. Als Krönung das Zitat einer Ministerin: „Ich verspreche Ihnen einen heißen Herbst. Ziehen Sie sich warm an!“ Solch öffentlich gesprochenen oder geschriebenen Worte veranlassen ihn zu dem Gedanken, für solch minderwertige „Zombie-Bücher“ den reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7% auf 38% zu erhöhen. Ein Buch als „heilige Ware“ zu titulieren, hält Denis Scheck für Blödsinn. Es ist diese wohl formulierte, klare Sprache mit unmissverständlichen Aussagen, die den Kritiker auszeichnen und nicht nur beste Unterhaltung liefern, sondern inspirieren und bereichern. Er wirft Fragen auf wie „Machen Bücher uns zu besseren Menschen?“ Nein, das wohl nicht, aber sie vermitteln Bildung und Wissen, fordern uns auf, uns selbst in Frage zu stellen und unsere intellektuelle Komfortzone zu verlassen.
Am Ende des überaus anregenden Abends kommt er auf die Rede von David Foster Wallace, die im Büchlein „Das hier ist Wasser – Anstiftung zum Denken“ aufgenommen ist, zu sprechen. Es geht darum, unverrückbare eigene Standardeinstellungen zu überdenken und über den eigenen Horizont hinauszuschauen. Anstiftung zum Denken – darin liegt der eigentliche Wert vieler Bücher.
Wieder ein sehr gelungener Abend der Buchhandlung Wassermann. Man kann nur hoffen, dass die Herbstlese sich fest im Stadtteil etabliert.
Vera Klischan
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